: Mama Smash und Sister Ace
Venus Williams schlägt Schwester Serena und steht heute im Finale gegen Davenport
WIMBLEDON taz ■ Zuerst führte Richard Williams einen Freudentanz auf Wimbledons Centre Court auf, dann beendete er eine 42-jährige Abstinenz und gönnte sich erstmals wieder ein Bierchen. Doch am Donnerstag, als Venus und Serena Williams das dritte Schwesternduell beim berühmtesten Rasenturnier der Welt bestritten, das Erste im Halbfinale, blieb der 58-jährige Tennisvater fern. Das sei zu viel für ihn, das könne er emotional nicht aushalten, hatte Williams erklärt. Und als er gehört hatte, dass seine 18-jährige Tochter Serena gegen die zwei Jahre ältere Venus, die nun heute im Endspiel auf Titelverteidigerin Lindsay Davenport trifft, verloren und anschließend Tränen vergossen hätte, sei ihm ebenfalls zum Heulen gewesen, sagte der Amerikaner.
Diese gefühlsbetonten Gründe erklären aber nur die Hälfte seines Fernbleibens. Richard Williams brauchte sich das Spiel seiner beiden Töchter nicht anzuschauen, um zu wissen, was es für die Zukunft des Frauentennis bedeutet. Sogar die Konkurrenz gesteht, dass die Williams-Sisters diesen Sport dominieren können. „Sicher, ihnen gehört die Zukunft. Aber das war schon immer so. Wer im Moment das beste Tennis spielt, dem gehört die Zukunft“, hatte Martina Hingis nach ihrer Niederlage gegen Venus erklärt. Und Davenport meinte: „Es ist offensichtlich, dass ihr Vater einen Plan hatte, als sie geboren wurden. Es sieht so aus, als ob er immer gewollt hätte, dass seine Töchter Turniere gewinnen. Nun scheint das Früchte zu tragen.“
Powertennis pur spielen die beiden Schwestern, das zeigen schon die Kampfnamen, die sie sich im Stil von Boxern zugelegt haben. Serena bezeichnet sich als „Mama Smash“, und Venus nennt sich „Sister Ace“. Dieses kraftbetonte Spiel hatte auch Martina Navratilova zu spüren bekommen. Die 42-jährige Amerikanerin war mit ihrer südafrikanischen Partnerin Mariaan de Swardt im Viertelfinale gegen die Williams-Schwestern am Vorhaben gescheitert, den zwanzigsten Wimbledon-Titel zu holen. „Manche Bälle kamen wirklich hart“, sagte Navratilova später. „Sie haben das Potential, Tennis eine Stufe höher zu führen – aber sie sind noch nicht so weit.“
Die Schwestern hatten schon vor ihrer direkten Begegnung erklärt, dass noch mehr von ihnen zu erwarten sei. „Ich weiß, dass ich es noch besser kann“, sagte Serena, nachdem sie im Viertelfinale ihre Landsfrau Lisa Raymond mit 6:2, 6:0 vom Platz gefegt hatte. Und Venus hatte nach ihrem Dreisatzerfolg gegen die Weltranglistenerste Hingis erklärt: „Ich habe nicht mein bestes Tennis gezeigt.“ Das Halbfinale zwischen ihnen war dann einerseits kurzweilig, andererseits kurz. Entgegen den Erwartungen von Davenport, Hingis und Navratilova setzte sich Venus in zwei Sätzen durch. Aber Navratilova gab noch eine Erklärung ab, warum Serena und Venus Williams noch nicht ganz an der Spitze sind: „Sie müssen sich technisch weiterentwickeln, und sie müssen die Rate der eigenen Fehler senken.“ Die über dem Trubel um die Williams-Sisters fast unbemerkt ins Endspiel eingezogene Vorjahressiegerin Lindsay Davenport wird das gern gehört haben – darin liegt heute ihre Chance für einen erneuten Titelgewinn. CLEMENS MARTIN
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