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Die Legende mit dem Goldhelm

■ Die Blue Devils verloren am Samstag im Charity Bowl den Notre Dame Fighting Irish mit 10:14

Sie haben Muskeln, um einen kleineren Baum samt Wurzeln auszureißen, wiegen 120 Kilo, mit denen sie sich mit Vergnügen über die Gegner wälzen. Und am Samstagabend hatten sie Tränen der Rührung in den Augenwinkeln. Verschämt wurden Fotoapparate gezückt, um den größten Moment der Karriere für das Familienalbum zu dokumentieren. Die Spieler der Blue Devils hatten gegen die Notre Dame Fighting Irish gespielt. Gegen die Institution in Sachen American Football. Gegen die erfolgreichste College-Mannschaft der USA. Gegen die goldbehelmten Stars. Gegen die Legende.

Joe Montana, der Quarterback der San Francisco 49ers zu deren Glanzzeit, kam ebenso von den Fighting Irish wie Joe Theisman. 35 ihrer Spieler wurden in die Hall of Fame aufgenommen, elf Mal gewannen sie die National Cham-pionship. Von ihren letzten 164 Heimspielen war nur eines nicht ausverkauft: Wegen eines Eisregens blieben 2000 Sitze im 80.000-Plätze-Stadion unbesetzt. Und das, obwohl das Notre Dame College in South Bend und damit irgendwo im Niemandsland des Südwestens der USA liegt.

Dass es sich nur um ein Alumni-Team handelte, also eine Mannschaft aus ehemaligen College-Mitgliedern, schmälert den sportlichen Wert des Spieles nicht. Immerhin standen im samstäglichen Kader etliche ehemalige NFL-Profis wie Runningback Reggie Brooks, der mit den Washington Redskins antrat, oder Mark Green von den Chicago Bears. Möglich gemacht hatte den erst vierten Auftritt der Irish außerhalb Nordamerikas Jeff Reinebold. Der Assistant Coach der Düsselsorf Rhein Fire ist in South Bend aufgewachsen und verkaufte selbst Programmhefte vor den Spielen der Goldhelme. Er frischte seine alten Kontakte auf, und zur Überraschung aller sagten die Irish zu, bei dem 8. Charity Bowl zugunsten der „Aktion Kinder helfen Kindern“ anzutreten.

Auf dem Spielfeld war allerdings von der Ehrfurcht vor dem großen Namen wenig zu spüren. Nach eher schaumgebremstem Beginn steigerten sich die Devils und hatten wenige Sekunden vor Schluss die Möglichkeit, in Führung zu gehen und das Spiel für sich zu entscheiden. Doch konnte Wide Reciever Maximilian von Garnier einen Pass von Quarterback Matt Wyatt in der Endzone nicht unter Kontrolle bringen. So unterlagen die Teufel mit 10:14.

Das dürfte den meisten Beteiligten aber egal gewesen sein. „Die Blue Devils sind zurück“, drohte Headcoach Florian Berrenberg den kommenden Gegnern in der German Football League Dresche an. Die Erinnerung an dieses Match werde in den nächsten Wochen schon genug Kräfte mobilisieren, um die kommenden Gegner zu besiegen. „Outstanding“ fand Brooks die Stimmung und Organisation in Hamburg, lud die Devils ein, im nächsten Jahr für ein Freundschafts-spiel nach South Bend zu kommen und schenkte Berrenberg seinen Helm. Auf dem sich übrigens, anders als bei allen anderen College-Teams, kein Logo befindet. So ist das mit Legenden: Das Gold allein genügt. Eberhard Spohd

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