Kommentar
: Papes Schleudergang

■ Warum Schonung nur derjenigen gebührt, die auch selber schonen kann

Schonung, wem Schonung gebührt. Schulsenatorin Ute Pape gebührt sie auch nach ihren ersten 97 Tagen noch, weil sie ein schwieriges Amt zu einem schwierigen Zeitpunkt übernommen hat. Sie muss vieles zu Ende bringen, was ihre Vorgängerin auf den Weg gebracht hat. Außerdem ist im kommenden Jahr Wahl und damit ohnehin Weichspülen angesagt.

Vielleicht hat die neue Schulsenatorin deshalb noch nicht mit großen Visionen aufgewartet, vielleicht gibt sie sich deshalb mit Allgemeinplätzen zufrieden: Neue Medien, Eigenverantwortlichkeit, Kommunikation.

Dass sie es schon mit der GEW verdorben hat, die immerhin die Mehrheit der Hamburger LehrerInnen repräsentiert, mag man unklug nennen, man mag im Schongang auch sagen, dass sie nicht anders handeln konnte.

Sie selber allerdings tut so, als wären die anderen schleuderbar und pflegeleicht: Harte Linie beim Lehrerstreik, Abbruch der Verhandlungen bei der Zwangsteilzeit sind nur zwei Beispiele.

Kritik scheint sie nicht wahrzunehmen. Klar kann man formal verkünden, dass bei Kinder- und Jugendarbeit nicht gespart wird, wenn bei den Hilfen zur Erziehung gekürzt wird. Aber bei dem Ärger, den es um den faktischen Verfügungsstopp der Ambulanten Hilfen zur Erziehung gab, sollte man sich weniger weit aus dem Fenster lehnen. Gleiches gilt für das Konzept „Kita 2000“. Seit Monaten regen sich Eltern, ErzieherInnen, KindergärtnerInnen auf – und was sagt Pape? Alle profitieren. Überzeugend war dieser Auftritt zu ihrer Haushalts-Premiere nicht. Sandra Wilsdorf