: „Liebe taz...“ Konversion: mangelnder Wille
Betr.: „Ziviler wird's nicht mehr“, taz vom 11. Juli 2000
Das Ende der Tätigkeit des Konversionsbeauftragten ist mehr als bedauerlich. Die Begründung des Wirtschaftsressorts, dass „aus strukturpolitischer Sicht“ kein Handlungsbedarf bestünde, macht die Entscheidung nicht plausibler. Dieser Senat scheint überhaupt nicht begriffen zu haben, dass Rüs-tungskonversion nicht nur eine Strukturfrage ist, sondern dass es um die Verwirklichung glaubwürdiger Friedenspolitik geht.
Friedenspolitik zum Anfassen, nämlich der Bau von Luftschiffen für das Aufspüren von Umweltfrev-lern in der Nordsee zum Beispiel! Es gab bereits entsprechende Konstruktionspläne des Arbeitskreises „Alternative Fertigung“ beim Flugzeughersteller MBB, einem der damals führenden Rüstungsbetriebe der Stadt. Gleich drei Fliegen wären auf diese Weise mit einer Klappe zu schlagen gewesen: eine sinnvolle Zivilproduktion, eine dauerhafte Sicherung von Arbeitsplätzen und ein wirkungsvoller Beitrag zum Umweltschutz. Diese und andere Pläne sind wohl deshalb nicht zum Tragen gekommen, weil sich nach dem Kalten Krieg trotz angeblich mangelnder Rüstungsaufträge mit „Tornados“ und „Drohnen“ der große Reibach machen ließ, und weil es auch beim damaligen Senat schon am politischen Willen gefehlt haben dürfte.
Einen Mangel an guten Konversionsideen hat es nie gegeben. Es war jedoch zu jener Zeit bereits abzusehen, dass die Rüstungsfirmen aus den genannten Gründen mit den 45 Millionen Mark Subventionsgeldern nicht voll auf Zivilproduktion umstellen würden. In den achtziger Jahren sagte der damalige Bildungssenator Franke, dass aus der Waffenschmiede Bremen die Friedenshauptstadt der Bundesrepublik werden müsse. Auch wenn jetzt ein anderer Wind weht, wollen wir an diesem Ziel festhalten. Wieland von Hodenberg
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