Greise Republik

Statistisches Bundesamt: In 50 Jahren sind wir zwölf Millionen weniger. Zuwanderung nutzt kaum etwas

BERLIN taz ■ In fünfzig Jahren werden mindestens zwölf Millionen Menschen weniger in der Bundesrepublik leben. Das geht aus der neunten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes hervor, die gestern in Berlin vorgestellt wurde.

„Wir sind dann wieder auf dem Bevölkerungsstand beider deutscher Staaten von 1950“, sagte der Präsident der Behörde, Johann Hahlen. Allerdings werde es dann doppelt so viele Rentner wie Jugendliche unter zwanzig Jahren geben – 1950 war es umgekehrt. Diese Zahlen setzen voraus, dass jährlich 200.000 Menschen in die Bundesrepublik einwandern.

„Das Älterwerden unserer Gesellschaft ganz durch Einwanderung zu stoppen, ist unrealistisch“, urteilte Johann Halen. Um das heutige Verhältnis zwischen Rentnern und Erwerbstätigen zu erhalten, müssten nach einer Rechnung der Vereinten Nationen jährlich 3,4 Millionen Menschen einwandern.

Ursachen für die Vergreisung der Gesellschaft sind die anhaltend niedrigen Geburtenraten und die weiterhin wachsende Lebenserwartung. Ein Kind, das 2050 geboren wird, wird im Vergleich zu einem Baby von heute durchschnittlich vier Jahre älter werden.

Auf der Grundlage dieser Berechnung prognostiziert Johann Hahlen einschneidende Veränderungen bei den Sozialsystemen, auf dem Arbeitsmarkt und bei der wirtschaftlichen Leistung der Bundesrepublik. Tipps für eine nachhaltige Politik mochte der Statistiker aber trotzdem nicht geben: „Ich liefere die Daten und bin schon froh, dass die Faktenresistenz der Politiker in den vergangenen Jahren abgenommen hat.“ RALF GEISSLER