charité in nöten: Schädlicher Rambo-Kurs
Der Verwaltungschef der Charité, Bernhard Motzkus, hat den Bogen überspannt. Sein Eskalationskurs gegen die Krankenkassen hat dem Uniklinikum schweren Schaden zugefügt.
Kommentarvon DOROTHEE WINDEN
Seit Monaten tobt zwischen dem Klinikum und den Kassen ein Streit um Kosten. Es geht um Millionen Mark. Doch statt die sachliche Auseinandersetzung zu suchen, hat Motzkus in Rambo-Manier gegen die Kassen Stellung bezogen. Die mit den Krankenkassen vereinbarte Überprüfung von Einzelfällen wurde Mitte Juli von der Charité einseitig aufgekündigt, weil Kassen und Klinikum sich nicht auf ein Verfahren einigen konnten. Dann forderte Motzkus die Schließung von AOK und BKK, weil diese offenbar pleite seien. Die BKK konterte mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte der Konflikt gestern mit der Kampfansage der Kassen, die Behandlungskosten in 14 Abteilungen der Charité nur noch befristet zu übernehmen.
Dass die Fronten zwischen Kassen und Charité dermaßen verhärtet sind, geht zu einem großen Teil auf Motzkus’ Konto. Sein Agieren ist verantwortungslos, denn den Kampf gegen die Kassen kann die Klinik nicht gewinnen. Kluge Verhandlungen wären das Gebot der Stunde, doch der Gesprächsfaden scheint abgerissen zu sein.
Der Verwaltungschef steht sechs Jahre nach der Fusion mit dem Uni-Klinikum Virchow vor einem Scherbenhaufen: Die Kosten des Großbetriebs kriegt er offenbar nicht in den Griff. Die Sanierung des Standorts Mitte bleibt auf halber Strecke stecken, weil der Senat 400 Millionen Mark gestrichen hat. Jeder Manager mit einer solch katastrophalen Bilanz würde gefeuert.
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