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Banken trauen sich nicht

Die Verlobung von Dresdner Bank und Commerzbank ist geplatzt. Beide konnten sich nicht über das Wertverhältnis einigen. Die Gewerkschaften begrüßen den Abbruch der Gespräche

von BEATE WILLMS

Wer in den letzten Wochen die Berichte über die Fusionsverhandlungen zwischen der Dresdner und der Commerzbank verfolgt hatte, konnte einiges darüber lernen, wie Banken bewertet werden – können. Allerdings ohne letztlich zu einem Ergebnis zu kommen: Ob nun die Bilanzsumme, die Marktkapitalisierung, der Beteiligungsbesitz oder die Gewinnlage die entscheidende Zahl darstellt, bleibt zumindest vorerst offen. Gestern erklärten Sprecher beider Banken die Gespräche für gescheitert. Man habe sich nicht einigen können, in welchem Verhältnis die beiden Kreditinstitute zusammengeführt werden sollten.

Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen hatte eine „Fusion unter Gleichen“ verlangt. Für Bernd Fahrholz, den Vorstandssprecher der Dresdner Bank, dagegen war ein Übergewicht von 60 zu 40 „Grundvoraussetzung“ gewesen. Einen weiteren Streitpunkt hatte das Ansinnen des Dresdner-Bank-Großaktionärs Allianz (22,7 Prozent der Anteile) dargestellt, der den Geschäftsbereich Vermögensverwaltung für sich reklamiert hatte. Über die Details hatten die Banken jedoch Stillschweigen vereinbart. Offiziell hieß es nur: Ein Konzept, das den Interessen aller Beteiligten Rechnung trage, erscheine nicht erreichbar.

Nach der Bilanzsumme ist die Dresdner Bank das drittgrößte Geldhaus in Deutschland, nach der Deutschen Bank und der HypoVereinsbank und gleich vor der Commerzbank. Für sie handelt es sich um die zweite geplatzte Verlobung innerhalb weniger Monate. Erst im April war eine Fusion mit der Deutschen Bank überraschend gescheitert.

Die Verhandlungen zwischen Dresdner und Commerzbank waren seit Mitte Juni unter großer Anteilnahme weitgehend öffentlich geführt worden. Relativ schnell hatten Vertreter beider Banken ein Modell für eine gemeinsame Holding entwickelt, in der die Geschäftsbereiche Privatkunden, Vermögensverwaltung, Firmenkunden, Investmentbanking und Transaktion als eigenständige Tochtergesellschaften geführt werden sollten. Auch über die Verteilung der Managementposten soll schon Einigkeit bestanden haben.

Die Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV) sowie Deutsche Angestellengewerkschaft (DAG), die schon frühzeitig Bedenken angemeldet hatten, ob das gemeinsame Konzept überhaupt tragfähig sei, begrüßten gestern das Scheitern der Gespräche. Der angestrebte Zusammenschluss sei von vornherein ein „Irrweg“ gewesen, sagte DAG-Bundesvorstandsmitglied Gerhard Renner. Das Scheitern bewahre Bankbeschäftigte und Kunden vor „Arbeitsplatzverlusten und Serviceeinbußen“. Laut Uwe Foullong von der HBV, der auch im Commerzbank-Aufsichtsrat sitzt, hatten bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel gestanden. Allerdings sind weitere Streichungen innerhalb der beiden Banken noch nicht vom Tisch. Fahrholz hatte schon im April mitgeteilt, er wolle in der Dresdner Bank mit 5.000 Beschäftigen weniger auskommen und eine Reihe Filialen schließen.

Obwohl beide Aktien an den Börsen nachgaben – das Papier der Dresdner sank zeitweise um rund drei Euro auf unter 45 Euro –, stellten sich auch die Hauptanteilseigner hinter die Entscheidung. Ein Allianz-Sprecher erklärte, der Versicherungskonzern sei immer auf dem Stand der Gespräche gewesen und respektiere den Beschluss des Managements. Hansgeorg Hofmann, Geschäftsführer des Commerzbank-Großaktionärs Cobra (17 Prozent), sagte, nun könne sich Vorstandschef Kohlhaussen auf sein „wirkliches Ziel konzentrieren“ und einen grenzüberschreitenden Zusammenschluss suchen.

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