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Das Sterben am großen Fluss

Seit 1998 herrscht in der Demokratischen Republik Kongo einer der brutalsten und zugleich unsichtbarsten Kriege der Welt. 1,7 Millionen Menschen, ein Zwölftel der Bevölkerung, sind im Osten des Kongo nach Berechnungen von Hilfsgruppen seit Kriegsbeginn ums Leben gekommen – bei der Zerstörung ihrer Dörfer, auf der Flucht in den Urwald, beim Ausharren im Busch ohne Lebensmittel oder Medikamente, zumeist ohne Zeugen.

Eine der wenigen sichtbaren Schlachten dieses Krieges fand im Juni in Kisangani statt, größte Stadt des östlichen Kongo. Ruanda und Uganda, die beiden rivalisierenden Unterstützer der im Ostkongo herrschenden Rebellen, zerstörten in gegenseitigem Artielleriebeschuss große Teile der Stadt. Nach Berechnungen des Internationalen Roten Kreuzes starben mindestens 619 Zivilisten und 141 Soldaten. Ruanda und Uganda zogen ihre Truppen danach zurück. Doch die vom Schriftsteller V. S. Naipaul in seinem Roman „An der Biegung des großen Flusses“ verewigte Stadt ist heute ein Trümmerfeld.

Seit dieser Woche gibt es ein wenig Hoffnung. Die von Ruanda unterstützte Rebellenbewegung RCD bot an, sich aus Kisangani zurückzuziehen. Ruanda plant einen Teilrückzug aus dem Kongo, um die Stationierung von UN-Soldaten zu ermöglichen.

Wird die UNO, die im Prinzip längst eine Kongo-Blauhelmmission beschlossen hat, die Chance nutzen? Zumindest in Kisangani könnte sie sich einen Ruck geben und der Bevölkerung, die das Desinteresse der Welt an ihrem Schicksal nicht versteht, eine Perspektive bieten. D.J.

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