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Neue Spender für neue Angebote

■ Ohne Daniel Schnakenbergs Testament aus dem Jahre 1935 könnten Bremens „arme Kinder“ nicht in die Ferien fahren

Bei diesem Mann gerät auch Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) ins Schwärmen: Daniel Schnakenberg. Zwar ist der ehemalige Chef der Versicherungsagentur Hagedorn & Co schon 1935 gestorben. Sein Testament aber ist es, was vermutlich jedem Bremer Sozialsenator in Erinnerung bleiben wird: Mit den Zinsen seines Vermögens unterstützt die Schnakenberg-Stiftung und das Sozialressort seit Jahren Ferienreisen für sozial schwache Familien und Jugendliche. Jetzt suchen Adolf und der Stiftungs-Vorstand edle Gönner, um weitere Projekte zu verwirklichen.

10.000 Dollar waren es, die Schnakenberg dem Bürgermeister von Bremen 1935 vermachte – „für die armen Kinder von Bremen“. Damals waren 10.000 Dollar eine enorme Summe, meint Adolf. Mit dem Geld wurde noch 1935 die Daniel-Schnakenberg-Stiftung gegründet – ein Grundstock der noch einmal durch den Verkauf des Bremer Landschulheims auf Wangerooge aufgestockt wurde. Heute beläuft sich das Stiftungskapital auf vier Millionen Mark, 170.000 Mark fallen jährlich an Zinsen an.

Schnakenbergs Herz für die armen Kinder erklärt der Vorstand der Stiftung in einem frisch gedruckten Folder mit biographischen Auszügen: Als armer Küster-Sohn zog der 16-Jährige damals in die Neue Welt. Die bittere Armut und der schlechte Gesundheitszustand sollen Schnakenberg sehr bewegt haben – schon zu Lebzeiten spendete Schnakenberg an Kinderkrankenhäuser. Auch zwei seiner eigenen Kinder starben.

„Was Schnakenberg sicher nicht mal geahnt hat, ist, dass Jahrzehnte nach seinem Tod bedürftige Kinder und Eltern von seinen Geld profitieren“, freut sich Heidemarie Rose vom Vorstand der Stiftung. Schnakenbergs ererbtes Vermögen selbst wird allerdings nicht angetastet, allein die Zinserlöse werden für Jugend- und Familienerholung ausgegeben. Auch Adolfs Ressort spendiert in jedem Jahr noch einmal einen erklecklichen Betrag (dieses Jahr: 240.000 Mark), so dass im vergangenen Jahr zum Beispiel knapp 700 Jugendliche an Erholungsreisen teilnehmen und rund 60 allein erziehende Mütter mit Sozialhilfe-Bezug für 14 Tage mit ihren kids verreisen konnten.

Kein Wunder, dass sich Hilde Adolf ganz „viele Nachahmer“ wünscht. Um weitere große Gönner zu finden, will die Stiftung jetzt „eine richtige Kampagne machen“, um mehr Geld in die Kassen zu bringen, erklärt Adolf: „Wir haben viele gute Ideen, wie wir das Angebot erweitern können.“

Mit zusätzlichen Mitteln sollen künftig mehr Kinder und Familien bezuschusst werden. Außerdem will man Kooperationen mit Schullandheimen, Gemeindehäusern in der Nähe von Bremen eingehen, um für jüngere kids „stadtrandnahe Erholung“ anzubieten. Zwar konkurrieren die Fundraiser mit zig anderen Bremer Stiftungen, Heidemarie Rose hofft aber auf die hanseatische Spender-Tradition. pipe

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