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■ H.G. HolleinInnovationen

Das Büro, in dem ich täglich sitze, hat eine neue Telefonanlage. Das klingelt gut. Buchstäblich. Bisweilen an vier Apparaten gleichzeitig. Da wären zu nennen: meine Verbindung zur Außenwelt, ein trauliches Tastentelefon in elegantem Ocker, mein Handy – für die Kontrollanrufe der Gefährtin –, das hausinterne Froschgrüne mit Wählscheibe und das aufladbare Mobile, das letzteres ablösen soll. Eigentlich. Denn bisher hat es die vereinte Intelligenz des Hauses noch nicht fertiggebracht, das Kapitel „Gesprächsweiterleitung“ des Bedienungshandbuchs erfolgreich zu durchdringen. Aber wir sind schließlich ein improvisationsstarkes Team, und wenn Kollege H. einen Anruf von „der Eins“ auf „die Fünf“ (das bin ich) durchstellen will, geht er eben ins Treppenhaus und brüllt zu mir hinauf, ich solle gefälligst rangehen. Nun hat es der große Gott der Telekommunikation aber gefügt, dass es sich bei „der Fünf“ um ein mobiles Modul handelt, das mithin tragbar ist. Und wer bin ich, mich diesem Umstand zu verweigern. Ich trage es hierhin, ich trage es dorthin. Und hier und dort vergesse ich es auch. So suche ich denn auf dem Klo, derweil mir Kollegin P. „die Fünf“ aus der Teeküche dorthin nachträgt. Das hält in Bewegung, wenn auch nicht unbedingt bei Laune. Kommunikationsintensivierend hat sich auch ausgewirkt, dass mein Außenanschluss im Zuge der Reformwelle als Ersatz für seine mangelnde Mobilität zwei Parallelanschlüsse bekommen hat. Das gibt dann jedes Mal ein lustiges Streiten, bis Kollegin P., Kollege H. und ich uns geeinigt haben, wen der jeweilige Anrufer nun wirklich sprechen will. Aber ich bin überzeugt, dass sich das alles einspielen wird. Zumindest habe ich die Lautstärke „der Fünf“ schon mal auf nahe Null reduziert, mein Handy auf die Mailbox umgelegt, und es gelingt mir immer öfter, beim Klingeln des Außenanschlusses entschlossen abzuwarten. So habe ich endlich die Zeit und die Ruhe, mich ausführlich dem Bedienungshandbuch zu widmen.

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