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Schrille Töne beim Musikfest

■ Das Bremer Klassikfestival macht tolle Programmhefte. Da steht alles über die Weltstars drin. Doch einige AutorInnen dieser Texte warten bis heute auf ihr Geld

Mit einem ganzen Koffer voller Superlative und wohlklingender Namen will das Leitungsduo des Musikfests, Ilona Schmiel und Thomas Albert, auch in diesem Jahr das kulturelle Sommerloch beenden. Am Donnerstag werden sie der Presse Konzerte mit Weltstars wie Jessye Norman ankündigen und von einer Festivalstadt Bremen reden. Doch es gibt Leute, die hören beim Stichwort Musikfest nur ein lautes Schrillen im Ohr. Einer von ihnen ist Sebastian Urmoneit: Der Berliner Musikwissenschaftler hat mit den BremerInnen noch eine Rechnung offen.

Urmoneit hat im vergangenen Jahr das Hochglanz-Musikfest-Magazin etwa zu einem Drittel sowie zehn Abendprogramme mit qualifizierten Ankündigungen gefüllt. Ähnliche Arbeit leistet er auch für die Berliner Philharmoniker, das Schleswig-Holstein-Musikfestival und andere renommierte Klassik-Veranstaltungen. Fast 5.000 Mark sollte Urmoneit inklusive Mehrwertsteuer für seine Bremer Beiträge bekommen. Doch auf die Bezahlung wartet er bis heute. Der Grund: Er ist in einen Bremer Sumpf geraten.

Am Konflikt haben oft Rechtsanwälte verdient

Das jeweils zu einem Drittel aus Steuergeldern des Wirtschaftsressorts, aus privatem Sponsoring und aus Eintrittseinnahmen finanzierte Festival ist so eine Art Public-Private-Partnership. Bis vor einem Jahr haben die teilweise staatliche Musikfest Bremen GmbH und die inzwischen Konkurs gegangene Agentur C&P des Veranstalters Hermann Pölking-Eiken das Festival organisiert. Ob da einer Auftraggeber und der andere Auftragnehmer war, konnte man im öffentlichen Bild kaum beurteilen: Hermann Pölking-Eiken und Thomas Albert sind gemeinsam aufgetreten und verkörperten das Musikfest.

Das hat sich erst ein bisschen und mit dem C&P-Konkurs völlig geändert. Seit Anfang 1999 ist das Musikfest durch Beteiligungen der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft (HVG) mehrheitlich im Staatsbetrieb. Pölking-Eikens Agentur war als Subunternehmer noch 1999 neben der Projektleitung und dem Marketing auch für das Magazin verantwortlich. Ein halbes Jahr nach dem Festival beantragte die Agentur das Insolvenzverfahren – machte also pleite. Und das, so scheint es, wurde für Urmoneit zum Verhängnis in Form von zwei verlorenen Monatseinkommen. Von der Musikfest-Geschäftsführerin Ilona Schmiel kann er wohl keine Hilfe erwarten.

„Ich habe die Agentur bezahlt und damit meinen Vertragsteil erfüllt“, sagt die Kulturmanagerin auf taz-Anfrage. Der Autor müsse sich an den Insolvenzverwalter wenden, rät sie dem Geprellten. Aber da sollen noch ganz andere mit offenen Forderungen Schlange stehen. Doch außer dem Berliner Musikwissenschaftler sind alle AutorInnen des Musikfestmagazins 1999 offenbar für ihre Beiträge bezahlt worden. Kein Kommentar lautet dazu der Kommentar von Ilona Schmiel. „Juristisch ist das Alles abgeklärt.“

Dabei war die schlechte Zahlungsmoral von C&P unter MusikjournalistInnen in der Region seit Jahren bekannt. Eine Autorin hat bereits 1996 die Konsequenzen gezogen und schreibt nicht mehr für das Musikfest, ein anderer lieferte seine Texte nur noch gegen direkte Bezahlung ab, und eine Dritte hat ihr Geld erst bekommen, nachdem sie damit gedroht hat, ihren Fall zu veröffentlichen. Jedenfalls haben nicht selten Rechtsanwälte an diesem Konflikt verdient. Allem Anschein nach sind jetzt die auswärtigen AutorInnen die Opfer ihrer natürlichen Unkenntnis über die Bremer Verhältnisse. Ein Journalist aus Bayern fordert sogar noch Honorar aus dem Jahr 1998.

Deshalb bleibt die Frage, warum die Musikfest GmbH die Zusammenarbeit mit C&P nicht eher eingestellt hat, auch wenn es sich hier konkret „nur“ um ein paar journalistische Texte handelt. Immerhin erhält das Musikfest in diesem Jahr zwei Millionen Mark seines Fünf-Millionen-Mark-Etats als Steuergelderzuschuss vom Wirtschaftssenator. Und unter kommunikationsfreudigen JournalistInnen färbt das schlechte Renommee eines (inzwischen ehemaligen) Subunternehmers schnell auf den Auftraggeber ab.

Frau Schmiel, die schlechte Zahlungsmoral der Agentur war doch bekannt, hätte man nicht ...? „Ich kann mich nicht auf Gerüchte stützen“, antwortet sie kühl. Vielleicht zu kühl, denn der geprellte Urmoneit will in Erfahrung gebracht haben, dass eine Autorin nach dem C&P-Konkurs noch für ihre Arbeit bezahlt worden ist – freilich nicht von C&P, sondern offenbar von der Musikfest Bremen GmbH. ck

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