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Bieberer Berg steht wieder

Trotz des 0:4 im DFB-Pokal gegen den wenig überzeugenden 1. FC Kaiserslautern konstatieren Trainer Dragoslav Stepanovic und die Fans einen Aufwärtstrend beim Regionalligisten Offenbacher Kickers

aus Offenbach KLAUS TEICHMANN

Welcher Krisengeschüttelte hat die größere Krise? Diese Frage ist nach dem 0:4 der Offenbacher Kickers gegen den 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal ein wenig klarer. Zumindest nominell: Die Kickers dürfen sich in der Folgezeit ganz auf ihre Aufgaben in der Regionalliga konzentrieren.

Eigentlich sah sich aber Kickers-Coach Dragoslav Stepanovic mit seinem OFC als Sieger des Krisengipfels. „Wir haben gut gespielt, sind aber durch zwei Glückstore bestraft worden“, sagte der Zigarillo-Zampano. Ohne erkennbares taktisches Konzept dümpelten die handzahmen Ex-Teufel auf dem Bieberer Berg umher. Doch dem Drittligisten fehlte dann doch die Substanz, und die Tore erzielte der Vertreter aus der Bundesliga.

Beide Teams waren am Montag in einem recht angeknacksten Zustand aufgelaufen. Otto Rehhagels 1. FC Kaiserslautern hatte sich punkt- und torlos sechs Tage in die Provinz nach Bad Kreuznach geflüchtet, um dem aufgebrachten Pfälzer Mob zu entkommen. Längst wackelt „König Ottos“ Thron bedenklich. Ein Spielsystem ist auch nach der Klausur nicht zu erkennen. Mario Basler genießt abseits jeglicher taktischer Einbettung in ein mannschaftliches Gefüge weiter alle Privilegien. In Offenbach ließ er sich in die dritte Reihe zurückfallen, um sinnentleert aus dem Stand hohe Bälle in des Gegners Strafraum zu dreschen.

Die Kickers wiederum bekommen neuerdings oft zu hören, dass sie körperlich nicht fit sind. Der OFC-Trainer kann dies an sich abprallen lassen – das sind schließlich die Versäumnisse des Vorgängers. Erst seit drei Wochen bittet Stepanovic mit Sonnenbrille und Trainingsanzug die Kickers zum Üben, ein Sieg sprang freilich auch bei ihm noch nicht heraus. Schon nach zwei verkorksten Spielen hatte Manager Klaus Gerster dem Coach Peter Neururer seine Papiere beim Zweitliga-Absteiger übergeben. Die Stimmung änderte sich beim heißesten Aufstiegsaspiranten der Regionalliga Süd jedoch kein bisschen – eher im Gegenteil. „Wir waren stolz auf diesen Verein“, ließen die OFC-Fans ihre Lieblinge beim letzten Heimspiel gegen den VfR Mannheim wissen. Kompletter Liebesentzug und wüste Tiraden gegen Manager und Trainer bestimmten das Bild. Gerster, sonst für ein dickes Fell bekannt, verabschiedete sich ebenfalls tagelang in die Provinz. „Ich lasse mich nicht beschimpfen“, verkündete er aus seinem Zufluchtsort im Schwarzwald, „niemand hat das Recht dazu, auch nicht die Fans.“

Gar zurücktreten wollte der Vielgeschmähte, obwohl er doch so viel für den Verein getan hätte: „Jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht, muss doch sehen, wo der Klub war, als ich ihn übernommen habe“. Aber die Kickers-Anhänger interessieren weniger Gersters finanzielle und sportliche Aufräumarbeiten in seiner vierjährigen Amtszeit – vielmehr besteht ein genereller „Eintracht“-Verdacht, der in Offenbach in Zeiten der Krise schnell erhoben wird. Nach Gerster selbst, Libero Manfred Binz und dem besonders ungeliebten Techniker Matthias Becker kam mit Coach Stepanovic noch einer, der früher beim verhassten Frankfurter Nachbarn wirkte.

Vor dem Pokalspiel leistete Gerster fleißig Abbitte: Heute würde er nicht mehr „so viele Eintracht-Spieler holen“. Sein Konzept ging auf. Selbst als der 1. FC Kaiserslautern in dem müden Kick auf 4:0 erhöhte, wurden die Kickers-Fans ihrer trotzigen Sympathiebekundungen nicht müde. Alles wieder auf Linie in Offenbach, während der Sieger seine Defizite wohl nur bis zu den nächsten Bundesligaspielen kaschiert hat. Selbst Gerster durfte sich trotz der Pleite gegen den FCK bejubeln lassen. Ein 0:4 lässt sich allemal verkraften, wenn es die Frankfurter Eintracht beim 1:6 gegen die Amateure des VfB Stuttgart viel heftiger erwischt hat. „Wir waren besser als die SGE“, freuten sich die OFC-Fans in Anbetracht der knappen Niederlage.

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