Der Ölpreis ist weiter heiß

EU-Kommissarin will Opec zur Erhöhung der Fördermenge drängen und Spritsteuer senken

BERLIN taz/reu/ap ■ Der stetig steigende Ölpreis sorgte gestern gleich dreifach für Schlagzeilen. Erstens: Mit 33,50 Dollar je Barrel (159 Liter) übertraf er das Zehnjahreshoch vom Vortag scheinbar spielend. Anfang 1999 hatte das 159-Liter-Fass noch etwa zehn Dollar gekostet. Zweitens: Aufgrund dieses hohen Preisniveaus konnte der französische Ölkonzern TotalFinaElf im ersten Halbjahr 2000 seine Gewinne fast verdreifachen. Drittens: EU-Energiekommissarin Loyola de Palacio rief in Brüssel die Mitgliedsstaaten dazu auf, bei der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf eine deutliche Erhöhung der Ölfördermenge zu dringen. „Ein Preis von etwas über 20 Dollar ist anzustreben“, erklärte Palacio.

Klaus Matthies vom Hamburgischen Weltwirtschafts-Archiv (HWWA) glaubt nicht, dass Appelle der EU Einfluss auf die Opec haben. „Der EU fehlt es an Druck, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen“, sagte Matthies, der den Vorstoß als Aufforderung an die Länder interpretierte, sich um eine gemeinsame Energiepolitik zu bemühen. Während Frankreich die Mineralölsteuer senke, stehe im Januar in Deutschland der nächste Schritt der Ökosteuer an.

Am Sonntag wollen die Erdölminister der Opec-Staaten ihre Marschrichtung abstecken. Experten erwarten, dass sie den Ölhahn täglich um mindestens 500.000 Barrel weiter aufdrehen werden, um so den Preis zu senken. Die Aussichten stehen nicht schlecht: Der saudi-arabische Ölminister Ali el Naimi erklärte bereits, sein Land habe kein Problem, die Förderung zu erhöhen. Auf den Erdölmärkten herrsche keine solche Knappheit, wie durch die Rekordpreise suggeriert werde.

EU-Kommissarin Loyola de Palacio sprach sich auch für eine Steuersenkung auf Diesel und Benzin für bestimmte Berufsgruppen und Unternehmen aus. Weil diese grundsätzlich aus Wettbewerbsgründen bei der Kommission angemeldet werden müssen, solle sich diese jetzt zu möglichen Erlassen von Mitgliedsstaaten äußern.

Der ADAC glaubt, dass Autofahrers Zorn auch in Deutschland das Potenzial von Blockaden und Kundgebungen erreicht hat. ADAC-Vizepräsident Erhard Oehm: „Frankreich hat uns vorgemacht, wie man etwas erreichen kann.“ NICK REIMER

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