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Branche hat nur geringe Gewinne

Studie zur Markt- und Preissituation bei Naturfasern des nova-Instituts: Es fehlen geeignete Rahmenbedingunen

Die Hanfwirtschaft ist eine Branche am Scheideweg. Solch ein Bild entwirft zumindest die „Studie zur Markt- und Preissituation bei Naturfasern“, die vom nova Institut für politische und ökologische Innovation GmbH im Auftrag der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe erstellt wurde.

Die Untersuchung konzentriert sich auf die so genannten technischen Kurzfasermärkte, in denen u. a. Zellstoffe und Bekleidung produziert werden. Gerade in den Ländern, die Flachs und Hanf noch nicht lange anbauen – insbesondere Skandinavien, Großbritannien und Deutschland –, ist dieser Sektor von zentraler Bedeutung. In der EU werden im Wirtschaftsjahr 1999/2000 etwa 60.000 bis 70.000 Tonnen Flachskurzfasern und 25.000 bis 30.000 Tonnen Hanfkurzfasern produziert. In den letzten Jahren sind neue Produktlinien entstanden. Die zwei wichtigsten sind Verbundwerkstoffe in der Autoindustrie und Dämmstoffe für den Hausbau. EU-weit sind in die Entwicklung der neuen Anwendungen über 100 Millionen Mark geflossen. Allein in Deutschland standen zusätzlich öffentliche Fördermittel von rund 50 Millionen Mark zur Verfügung. In die Umsetzung der neuen Produktlinien wurden allein in der Bundesrepublik mehr als 125 Millionen Mark investiert.

Derzeit liegen die Markanteile aller neuen technischen Produktlinien bei rund 10 Prozent. Nach der Prognose der europäischen Faserproduzenten soll dieser Anteil im Jahr 2005 rund 30 bis 40 Prozent des insgesamt gewachsenen Markts erreichen. Während die europäische Automobilindustrie 1996 lediglich 4.000 bis 5.000 Tonnen Naturfasern einsetzte, waren es im Jahr 1999 bereits über 21.000 Tonnen, von denen rund 30 Prozent aus EU-Produktion stammten und 70 Prozent aus Osteuropa und Asien importiert wurden. Die Studie prognostiziert, dass die Nachfrage in der Automobilindustrie mittelfristig in der EU zwischen 40.000 und 70.000 Tonnen pro Jahr liegen wird.

Trotz der bislang hohen Beihilfen verzeichnet die Branche aber nur kleine Gewinne. Grund hierfür seien vor allem die Anlaufschwierigkeiten der neuen Anlagen. Gleichzeitig wird die Branche durch die Importe aus Osteuropa und Asien unter Druck gesetzt, die die Faserpreise niedrig halten. Trotz steigender industrieller Nachfrage sieht die Studie die junge Hanfwirtschaft bedroht: Die EU müsse geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um eine ökologische und nachhaltige Versorgung der Industrie mit technischen Naturfasern aus der EU zu etablieren.

Insbesondere das derzeitige Beihilfesystem der EU mit einer Quotierung der Produktionsmengen sei nicht geeignet, den Wachstum der Branche gerecht zu werden. LARS KLAASSEN

Bezug: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Hofplatz 1, 18276 Guelzow

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