Mängel an Sicherheitsventilen

Das Amt für Strahlenschutz verweigert dem umstrittenen AKW Temelín in letzter Minute die Inbetriebnahme. Proteste an der tschechisch-österreichischen Grenze

PRAG taz ■ So schön war alles geplant: Am 22. September sollte der erste Reaktor des südböhmischen Atomkraftwerks Temelín trotz internationaler Proteste und Sicherheitsbedenken versuchsweise ans Netz gehen. Selbst die Einladungen für die Party waren schon geschrieben. Dann musste alles abgesagt werden: Kurz vor dem geplanten Start ergaben abschließende Überprüfungen des Reaktors Mängel an den Sicherheitsventilen im ersten Reaktorblock.

Nachdem schon letzte Woche Dampf an diesen Stellen ausgetreten waren, verweigerte das tschechische Amt für Strahlenschutz der Temelín-Betreiberin CEZ daraufhin die Erlaubnis, den Reaktor zu aktivieren.

Stattdessen müssen die Ingenieure jetzt die Temperatur im Reakor von 260 Grad auf 60 Grad herunterfahren und das Problem beheben. Dazu gehört, dass sie die gesamte Anlage auseinandernehmen. Das sei eine Sache von Tagen, behauptet nun Temelín-Sprecher Milan Nebesar. Das wiederum bezweifelt Wolfgang Kromp, Professor für Risikoforschung an der Uni Wien. Die stufenweise Aktivierung des Reaktors könne nun noch zwei bis drei Wochen dauern, sagte er im österreichischen Rundfunk.

Der Chef des tschechischen Abgeordnetenhauses, Václav Klaus, sieht nur Positives im Aufschub: Es zeige doch nur, wie genau das Amt für Strahlenschutz seine Arbeit nehme und wie streng die Sicherheitskontrollen in Temelín seien. Umweltminister Miloš Kuzvart dagegen äußerte am Wochenende in einem Gespräch mit seinem österreichischen Amtskollegen Wilhelm Molterer „Verständnis für die Befürchtungen der österreichischen Bevölkerung“.

Am Freitag hatte die Nachricht im Nachbarland dafür gesorgt, dass Hunderte Demonstranten zum dritten Mal binnen vier Wochen sämtliche Grenzübergänge nach Tschechien blockierten. ULRIKE BRAUN