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Opposition ruft zu totalem Protest auf

Jugoslawiens Präsident Milošević hält trotz Protesten an Stichwahl fest. Serbisch-orthodoxe Kirche für Koštunica

BELGRAD rtr/ap/taz ■ Der jugoslawische Staatschef Slobodan Milošević will trotz des wachsenden Drucks der Opposition an seiner Absicht festhalten, am 8. Oktober in einem weiteren Wahlgang anzutreten. Dies erklärte der Präsident gestern nach einer Krisensitzung mit Parteifunktionären in Belgrad. Milošević sagte, die Regierungskoalition habe bei der Wahl zum Parlament eine überwältigende Mehrheit erhalten.

Die serbisch-orthodoxe Kirche hat dagegen begriffen, wo die Glocken hängen: Gestern gratulierte die Heilige Synode dem Oppositionskandidaten Vojislav Koštunica zum Sieg und rief ihn auf, „das Staatsruder in möglichst friedlicher und würdiger Weise zu übernehmen“.

Am Mittwochabend hatten mehrere hunderttausend Menschen in ganz Serbien den Sieg der Opposition bei den Präsidentschaftswahlen gefeiert. Die Opposition drohte gestern erneut mit einem Generalstreik. „Wir werden die Bürger zu einem totalen Protest und zum totalen Widerstand aufrufen, zu einem totalen Boykott aufrufen“, sagte Djindjić, der Chef der Demokratischen Partei. Die Opposition werde die Menschen auffordern, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken, Theater und Kinos sollten geschlossen bleiben. Jeder solle auf die Straße gehen und dort bleiben, bis derjenige, der mit Gewalt Präsident bleiben wolle, aufgebe, sagte Djindjić mit Blick auf Milošević.

Die staatliche Wahlkommission veröffentlichte gestern das offizielle Endergebnis der Wahl: 48,96 Prozent für Koštunica, 38,62 Prozent für Milošević. Die Opposition lehnt die Teilnahme an der Stichwahl ab. Aufgrund ihrer Stimmenauszählung erhielt der Oppositionskandidat 52,54 Prozent, auf Milošević entfielen 32,01 Prozent.

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