Malgorzata Radkiewicz

Der Papst, Wałęsa, Fußball. Das seien die international kursierenden Klischees über Polen, sagt Malgorzata Radkiewicz. Klischees, das ist ihr Fachgebiet. Die Filmwissenschaftlerin von der Universität Krakau will ihre Doktorarbeit darüber schreiben, wie die Medien die polnische Identität beeinflussen: „Wir sehen dieselben Nachrichten, dieselben Comedyshows, dieselbe Werbung wie die Westeuropäer, was bleibt von unserer kulturellen Identität übrig – außer Klischees?“ Als Malgorzata das Anmeldeformular für eine ifu-Veranstaltung ausfüllte und die Kästchen für die Religionszugehörigkeit leer ließ, da kreuzte die Mitarbeiterin ohne Frage „catholic“ an. Konfessionslose Polinnen sind nicht vorgesehen. In der ifu besucht die 29-Jährige den Bereich „Information“ und dreht einen Film über Polinnen. Diese Universität habe sich allein deshalb gelohnt, weil in ihrem Wohnheim alle Kontinente aufeinander träfen: „Man muss erst einmal verstehen, dass der Hamburger U-Bahn-Plan für Inderinnen, die noch nicht viel gereist sind, ein Rätsel darstellt: Er sei für sie wie ein hübsches buntes Bild, aber völlig ohne Sinn, erklärten sie der Polin. Ob sie Feministin ist? „Ich mag keinen ideologischen Mustern folgen“, erläutert Malgorzata. Und mit feministischem Kampfgeist kann sie schon überhaupt nichts anfangen: Die Probleme der Frauen sind in den Köpfen der Menschen, meint die junge Frau, sie haben einfach nicht genug Informationen. Und Feminismus ist etwas neues für die Leute, sie haben Angst davor. Da nutzt Aggression überhaupt nichts. In Polen ist man schon Feministin, wenn man nicht heiratet und keine Familie hat, sondern seinen Studien nachgeht, meint Malgorzata: „In diesem Sinn bin ich Feministin.“ OES