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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Abschied – Brechts letzter Sommer Deutschland 2000, R: Jan Schütte, D: Josef Bierbichler, Monica Bleibtreu

„Er ist noch keine 60, als er stirbt, ein alter Mann, dem es von Schritt zu Schritt schwerer fällt, die Dinge zu schleppen, die er zu schleppen hat, obwohl die Selbstzweifel wachsen. So spielt Josef Bierbichler, der sonst kaum je im Kino oder im Fernsehen zu sehen ist, den müden Brecht im Spätsommer 1956, am letzten Tag im geliebten Haus in Buckow am Schermützelsee. Bierbichler zuzuschauen in diesem elegisch grundierten Spiel ist eine bewegende Sache. Er ist ein Glücksfall für den Regisseur Jan Schütte und den Drehbuchautor Klaus Pohl, die sich in dieses wunderbar weltfremde Brecht-Filmprojekt vernarrt haben. Der andere Glücksfall sind die sechs Schauspielerinnen, durch die das Frauen-Sextett lebendig wird, das der grantige Pascha Brecht durchs Leben geschleppt hat. Tschechowscher Witz und Tschechowsche Melancholie stecken in diesem Endspiel in hellen Herbstfarben; es ist der rare Fall eines deutschen Films, der sich kleiner macht, als er ist. Alle Achtung!“ (Der Spiegel) Filmstudio

A long day closes Großbritannien 1991, R: Terence Davies, D: Leigh McCormack / Originalfassung mit Untertiteln

Der britische Regisseur Terence Davies hat über seine Kindheit im Liverpool der Jahre 1955/56 einen betöhrend schönen Film gemacht, der aus einer assoziativen Folge von Szenen, Musik, Sprache und Bildern besteht. So erzählt er nicht einfach von der glücklichen Zeit seines elfjährigen Alter egos Bud, sondern er zeigt uns seine Erinnerungen daran. Das sind keine realistischen Bilder, sondern zum Teil hemmungslos romantische Verklärungen: Zu Weihnachten steht etwa nicht nur die Familie am festlich geschmückten Weihnachtsbaum, sondern es schneit auch noch direkt im Wohnszimmer. (hip) Kino 46

American Beauty USA 1999, R: Sam Mendes, D: Kevin Spacey, Annette Bening

Dies ist eine Komödie, weil wir über die Absurdität der Probleme des Helden lachen, und eine Tragödie, weil wir uns mit seinem Scheitern identifizieren können. Der Film handelt von einem Mann und seiner Angst, alt zu werden, die Hoffnung auf wahre Liebe zu verlieren und von denen, die ihn am besten kennen, nicht respektiert zu werden. „Ich werde im Laufe dieses Jahres sterben“, erzählt er uns in den beinahe ersten Worten des Films. „Im Grunde bin ich jetzt schon tot.“ „American Beauty“ erzählt die Geschichte seiner Rebellion.“ (Roger Ebert) City

American Psycho USA 2000, R: Mary Sevigny, D: Christian Bale, Willem Dafoe

„Bret Easton Ellis' Horrorbuch über die Achtziger als Satire: Gier und Brutalität im Fegefeier der Einsamkeiten. Schauplatz ist die Wall Street. Es geht um Millionen-Deals, Koks und das rauschhafte Gefühl, dazuzugehören. Patrick Bateman und seine Broker-Freunde sitzen beisammen, geben an und langweilen sich; ein Haufen reicher Idioten, deren Oberflächlichkeit zugleich die Oberflächlichkeit eines Jahrzehnts ist. Regisseurin Mary Harron zerlegt die sperrige Vorlage in Miniaturen: präzise, kalt, entlarvend - und zeigt, das Männer lächerlich sind.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Astoria Bremen 1994, R: Rolf Wolle

Der Film erzählt die Geschichte des glorreichen Bremer Nachtlebens im Variete Astoria in der guten Tradition der „oral history“: ein ehemaliges Nummerngirl erinnert sich an den ostfriesischen Lottokönig, die Musiker der Hauscombo erzählen, dass sie ihre ersten Jazzrhythmen auf der Marschtrommel der Hitlerjungen spielten, und der langjährige Orchesterchef beschreibt gerührt einen Auftritt von Zarah Leander. Sie alle erzählen von der schönsten Zeit ihres Lebens, und das Kino ist das ideale Medium, um Zeit erfahrbar zu machen. (hip) Schauburg

Die Asche meiner Mutter USA/Großbritannien 1999, R: Allen Parker, D: Emily Watson, Robert Carlyle

In Parkers Film und dem Buch von Frank McCourt herrscht die gleiche Mischung aus herzzerreißendem Elend und einem Galgenhumor, der die dramatische Wirkung nicht etwa abschwächt, sondern ihr den entscheidenden Impuls gibt. (hip)City

B

Bang Boom Bang Deutschland 1999, R: Peter Thorwarth, D: Oliver Koritke, Alexandra Nedel

"Ein spektakulärer Tresordiebstahl, die Exhumierung Martin Semmelrogges und eine gute Schlusspointe sollten selbst ein Publikum zufriedenstellen, dem bei dem Anblick eines Dortmunder Autokennzeichens sonst nicht das Herz aufgeht.“ (tip) City

Beautiful People Großbritannien 1999, R: Jasim Dizdar, D: Charlotte Coleman, Danny Nussbaum

"In wenigen, ungemein dynamischen Szenen entsteht in dieser bosnisch-britischen Filmunternehmung das Bild einer so gewaltgeladenen Welt, dass man lieber gleich aus dem Fenster springen möchte: Da prügeln in einem Bus zwei Bosnien-Flüchtlinge, ein Kroate und ein Serbe, aufeinander los, da schlagen drei Hooligans einen Schwarzen zusammen, da sucht ein muslimisches Vergewaltigungsopfer einen abtreibungswilligen Arzt. Der erste Kinofilm des bosnischen Regisseurs Jasmin Dizdar gewinnt aus den Zusammenstößen britischer Bürgerlichkeit und Flüchtlingsnot erstaunliche Wendungen. Gegen Ende aber, leider, bekommt menschenfreundliches Sentiment die Oberhand; dass aber Dizdar ein hochbegabter Kerl ist, steht außer Zweifel.“ (Der Spiegel) Cinema

Being John Malkovich USA 1999, R: Spike Jonze, D: John Cusack, Cameron Diaz, John Malkovich

„Craig Schwartz, ein arbeitsloser Puppenspieler, findet ein Engagement als fingerfertiger Archivar bei einem bizarren Arbeitgeber, dessen Firma im siebeneinhalbten Stockwerk eines New Yorker Hochhauses angesiedelt ist. Zufällig entdeckt Schwartz hinter einem Aktenschrank ein Portal, das ihn für fünfzehn Minuten in den Kopf von John Malkovich befördert. Buchstäblich. Der Film schraubt sich von hier aus in immer surrealere Höhen empor und konfrontiert den souveränen Selbstdarsterller John Malkovich dabei mit einigen schweren Prüfungen. Parasitentum wurde nie unterhaltsamer, Startum selten unglamouröser inszeniert.“ (tip) City, Solitaire (Westerstede)

Big Mamas Haus USA 2000, R: Raja Gosnell, D: Martin Lawrence, Nia Long

„Eine müde Melage aus „Der verrückte Profesor“, „Die Nacht hat viele Augen“ und „Mrs.Doubtfire“. Alles schon mal dagewesen - bloß diesmal eben in Schwarz.“ (tip) City

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Im Fall von „Blade“ - der auf einem Marvel-Comic basiert - kann ich erfreut berichten, dass all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtslosen Aktionen, byzantischen Intrigen und sublimierten Homorerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen.“ (Sight and Sound) Filmstudio

Boys Don't Cry USA 1999, R: Kimberley Peirce, D: Hilary Swank, Cloe Sevigny

„Zwei der besten schauspielerischen Leistungen des letzten Jahres, von der (oscarprämierten) Hilary Swank und Cloe Sevigny, in der Geschichte eines Mädchens namens Brandon, das sich selber in einen Jungen namens Brando Teena verwandelte.“ (Roger Ebert) City

Boys, Girls & a Kiss USA 2000, R: Robert Iscove, D: Claire Forlani, Freddie Prinze Jr.

„Teeniekomödie, die an den selben Identitätsproblemen leidet wie ihre Figuren, aber über alles hinweggeht, was nach einem echten Konflikt aussieht, also nur ein besonders seelenloser Abklatsch von „Harry und Sally“. Bis Freddie Prinze Jr. und seine ach so lockere beste Freundin endlich ein Liebespaar werden, muss man einfach zuviel Pseudo-Psychologie, schlechte Haarschnitte und lahme Witze ertragen.“ (tip) CinemaxX, CineStar

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder und fidele Opas aus Kuba

25.000 Bremer haben ihn nun schon gesehen, und so läuft er auch ewig weiter, dieser Film, in dem die alten Kubaner so schön Musik machen, dass man sich wünscht, ihr Land möge noch recht lang in seinem sozialistischen Dornröschenschlaf weiterträumen. (hip) City

C

Center Stage USA 2000, R: Nicholas Hytner, D: Amanda Schull, Peter Gallagher

„Sympathischer Tanzfilm, der von den Hoffnungen dreier Tänzerinnen erzählt, in die renommierte Company der „American Ballat Academy“ übernommen zu werden.“ (tip) City

Cet obscur objet du désir Frankreich/Spanien 1979, R: Luis Bunuel, D:Fernado Rey, Carole Bouquet / Originalfassung ohne Untertitel !!!!

„Bunuels letzter, allegorischer Film ist ein formal und gedanklich sehr vielschichtiges Gebilde, eine brillante, mit leiser Ironie inszenierte Geschichte der Demaskierung bourgeoisen Bewusstseins und Verhaltens.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Chicken Run Großbritannien 2000, R: Nick Park, Peter Lord, D: allerhand Gummiviecher

„Dieses furiose Knet-Abenteuer von den Machern der „Wallace & Gromit-Filme dreht sich um eine Handvoll Hühner, die unter schäbigsten Bedingungen in einer Legebatterie gehalten werden – und für ein bisschen Gras zwischen ihren Krallen alles täten. Doch auch die cleversten Fluchtpläne wollen nicht gelingen. Den Tod durch eine Hühnerpastetenmaschine vor Augen, raffen sie sich ein letztes Mal auf: Ein fescher Hahn soll ihnen das Fliegen beibringen. Angesichts der charmanten Figuren und des ausgeklügelten Drehbuchs kann so mancher Realfilm einpacken.“ (Zoom) Filmstudio / Originalfassung mit Untertiteln im CinemaxX

Conamara Deutschland/Irland 2000, R: Eoin Moore, D: Ellen ten Damme, Darragh Kelly

„Conamara“ ist ein Sehnsuchtsziel für Irland-Romantiker. Hier sieht man einen Berliner Tagträumer einer ehemaligen Flamme aus Amsterdam nachreisen, die nun im ländlichen Conamara verheiratet ist, woraus sich zwangsläufig Komplikationen ergeben. Der in Berlin lebende irische Jung-Regisseur Eoin Moore („Plus-Minus-Null“) vertraut dem Zauber lockerer Improvisation, und mit einem Schuss Musikfolklore hat er einen herzhaften kleinen Gute-Laune-Film für Irland-Fans zu Stande gebracht.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

Crazy Deutschland 2000, R: Hans-Christian Schmid, D: Robert Stadlober, Tom Schilling

„Eine Internatsgeschischte, geschrieben von einem Schüler für Schüler. Eine Überraschung, weil der Film so souverän mit der Romanvorlage umgeht und weil er sicher an der Grenze wandelt, wo Ehrlichkeit zu Peinlichkeit wird - ohne jemals zu kippen.“ (Der Spiegel) City

D

Dancer in the Dark Dänemark/Schweden 2000, R: Lars von Trier, D: Björk, Catherine Deneuve

Gleich nachdem er als einer der dänischen Dogmafilmer die Abkehr vom traditionellen Kino der Genres und Unterhaltungswerte verkündet hat, macht Lars von Tier eine komplette Kehrtwende und inszeniert ein Musical. „Dancer in the Dark“ erzählt von Selma, die langsam blind wird, und weil sie weiß, dass auch ihr Sohn diese Krankheit geerbt hat, ist sie aus der Tschechei in die USA emigiert, weil man ihn hier erfolgreich behandeln kann. Mit allen Mitteln versucht die Fabrikarbeiterin, das Geld für die Operation zusammenzusparen, und dabei tötet sie unbeabsichtigt einen Freund, wird des Mordes angeklagt, zum Tode verurteilt und gehängt. „Ich liebe Musicals, weil in ihnen nie etwas furchtbares passiert!“ sagt Selma zu Beginn des Films, und von Trier bricht diese Genrekonvenion prompt gründlich.. (hip) CinemaxX, Casablanca (Ol)

E

Eine wahre Geschichte USA 1999, R: David Lynch, D: Richard Farnsworth, Harry Dean Stanton

Richard Farnsworth, der sein Leben lang in kleinen Nebenrollen arbeitete und Stunts ausführte, starb in der letzten Woche in Hollywood. Vorher wurde er aber in diesem Film ein einziges Mal in einer Hauptrolle besetzt, und er spielte den dickköpfigen Alvin Straight, der auf einem Rasenmäher 500 Kilometer durch Amerika kutschiert so intensiv und glaubwürdig, dass er für den Oscar nominiert wurde. (hip) Kino 46

Ehrensache Bremen 1999, R: Dagmar Gellert

In den Filmen von Dagmar Gellert nimmt niemand ein Blatt vor den Mund. Ihr großes Talent liegt darin, Jugendliche vor der Kamera zum Reden zu bringen. Seien es pubertierende Rechtsradikale in ihrem Film „Torfsturm“ oder eine mehrheitlich türkische Clique aus Lüssum in „Ehrensache“. Was da gesagt wird, ist nicht bequem, und so fordern die Filme von Dagmar Gellert zum Widerpruch heraus. Deshalb ist die Filmemacherin auch diesmal wieder anwesend und zur Diskussion bereit. (hip) Kino 46

Erin Brockovich USA 2000, R: Steven Soderbergh, D: Julia Roberts, Albert Finey

„Bei ihren hartnäckigen Recherchen stößt die Angestellte einer kleinen Anwaltskanzlei auf einen riesigen Umweltskandal. Fernab von sauertöpfischen und moralinsauren Botschaften hat Regisseur Steven Soderbergh diese authentische David-gegen-Goliath-Geschichte inszeniert.“ (tip) City

Es begann im September USA 2000, R: Joan Chen, D: Richard Gere, Winona Ryder

„Richard Gere verliebt sich in Winona Ryder - die ist viel jünger, todkrank und rehäugig wie noch nie. Eine Schnulze, so furchtbar und unfreiwillig komisch, dass in der Pressevorführung herzlich gelacht wurde.“ (TV-Spielfilm) Gondel, CinemaxX, CineStar, UT-Kino, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol)

Die Ewigkeit und ein Tag Großbritannien 1998, R: Theo Angelopoulos, D: Bruno Ganz

„Auch der jüngste Film von Theo Angelopoulos spielt in den herben, verschlossenen Landschaften Nordgriechenlands, wo noch über den sonnigen Tagen eine Stimmung des Abschiednehmens liegt. Er handelt von einem Mann, der nicht mehr lange zu leben hat und nun, vor dem Eintritt ins Spital, seine letzten Angelegenheiten ordnet. Bruno Ganz verkörpert in einer sehr dichten, geschlossenen Leistung diesen todkranken Schriftsteller, dem in seiner Rückschau auf sein unerfülltes Leben Bilder seiner Ehe und aus seiner Jugend aufsteigen und der plötzlich neue Energien schöpft aus der Begegnung mit einem Albanerjungen, der illegal ins Land gekommen ist.“ (Neue Zürcher Zeitung) Kino 46

F

Familie Klumps und der verrückte Professor USA 2000, R: Peter Segal, D: Edie Murphy, Janet Jackson, Larry Miller

„Erzählt das 1996er Remake vor Jery-Lewis-Komödie „The Nutty Professor“ noch vornehmlich von den Verwicklungen, die das aalglatte Alter Ego des sympathischen dicken College-Lehrers Sherman Klumps auslöst, so rückt die Fortsetzung nun die reichlich korpulente Verwandtschaft in den Vordergrund. Die absolute Geschmackslosigkeit der Gags, die ausschließlich ums Fressen, Ficken und Furzen kreisen, sowie Eddie Murphys Verwandlungskünste (er spielt fast alle Familienmitglieder) sorgen kurzzeitig für Amüsement. Doch die Witz-Wiederholungen erweisen sich auf Dauer nicht als abendfüllend.“ (tip) CineStar

Fight Club USA 1999, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Edward Norton

„Immer feste druff: Ein paar Jungs organisieren Prügeleien, um sich selbst wieder zu spüren. Das ist schick fotografiert, Brad Pitt macht mit nacktem Oberkörper eine hervorragende Figur. Der Film hat Kraft, eine morbide Stimmung und eine Idee. Doch David Fincher haut dem Publikum seine kunstgewerblichen Bilder um die Ohren und verstrickt sich in überflüssigen Handlungsfäden.“ (Der Spiegel) City, Apollo (Whv)

Final Destination USA 2000, R: James Wong, D: Devon Sawa, Kristen Cloke

„Kann man dem Tod von der Schippe springen? Alex versucht es. Kurz vor dem Start der Maschine nach Paris hat er eine Vision: Das Flugzeug wird explodieren, alle Passagiere werden umkommen. In letzter Minute geht er von Bord, fünf Mitschüler und eine Lehrerin folgen ihm. Der Tod fühlt sich betrogen, der Spaß beginnt. Regisseur James Wong nimmt die Geschichte nicht ernster als nötig; wo der Tod nicht weiter weiß, hilft die Tricktechnik. Gruselig, absurd und stellenweise sehr lustig.“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter

Frauen unter sich USA 1999, R: Anjelica Huston, D: Marion O'Dwyer, AnjelicaHuston

„Die Geschichte der der unlängst verwitweten, siebenfachen Muter Agnes Brown gestaltet sich als eine lose Ansammlung von Arme-Leute-Klischees und gutgemeinten Witzen, wobei die Freundinnen in Not natürlich besonders großherzig, die Kinder etwas struppelig und die Kredithaie unvermeidlich sind.“ (Bremer) Atlantis, Gondel

G

Gattaca USA 1997, R: Andrew Niccol, D: Ethan Hawke, Uma Thurman

„Irgendwann in ferner Zukunft werden schlechte Charakterzüge des Menschen mittels Genmanipulationen eliminiert. But nobody is perfect. Und so entpuppt sich die künstlich gezüchtete Gruppe der Menschen als gar nicht so astrein. Ein intelligenter Science-Fiction-Film, der in durchdachter Erzählweise Kritik an den Auswüchsen der Wissenschaft übt und die Zerstörung der Individualität zugunsten kontrollierter Gleichmacherei anprangert.“ (Bremer) Filmstudio

Ghost Dog USA/Frankreich 199, R: Jim Jarmusch, D: Forest Whitacker

„In Jim Jarmuschs neuen Film spielt Forest Whitacker einen professionellen Killer, dessen Kodex aus einem alten Samurai-Buch stammt. Ganz eigenwillig hat Jarmusch die Figur des Killers als einen eher warmherzig wirkenden Mann gezeichnet. Unverwechselbar ist auch der stille, lakonische Humor in den Dialogen und die hypnotische Verbindung von Musik und Bild.“ (epd-film) City

Gladiator USA 2000, R: Ridley Scott, D: Russell Crove, Joaquin Phoenix, Oliver Reed

„Ridley Scott („Alien“, „Blade Runner“) reanimiert den brachliegenden Sandalenfilm zum wuchtig blutstarrenden Spektakel. Seine Version des schnörkellosen Rachemotivs paart sich mit einer pathetischen Heldenstilisierung, die er statt in ausschweifenden Dialogen in kinetische und ausfallend brutale Action bettet.“ (film.de) City

Grasgeflüster Großbritannien 2000, R: Nigel Cole, D: Brenda Blethyn, Craig Ferguson

„Marihuana ist grünes Gold. Das denkt sich jedenfalls die verwitwete Orchideenzüchterin Grace. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes muss sie nicht nur erkennen, dass er sie jahrelang betrogen hat – sie steht außerdem noch vor einem riesigen Schuldenberg. Als ihr Gärtner sie bittet, seine drei vertrockneten Cannabispflanzen gesund zu pflegen, weiß Grace die Lösung: Sie schmeißt ihre Orchideen raus, wandelt ihr kleines Treibhaus heimlich in einen Marihuana-Dschungel um und macht sich von Cornwall nach Notting Hill auf, um dort ihre heiße Ware an Gangster zu verkaufen. Die leichte und urkomische Hasch-Komödie startete in England sofort mit großem Erfolg und gewann beim diesjährigen Sundance-Festival den Publikumspreis: Manchmal kommt mit Marihuana sogar der schnelle Ruhm.“ (cinema) Cinema, Filmstudio, Casablanca (Ol)

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D–Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante ein Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um es zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmungen und Menschen, bleibt er und restauriert den Hamam. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch es erzählt atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) City

High Fidelity USA 2000, R: Stephen Frears, D: John Cusack, Iben Hjeile

„Stephen Frears erzählt von einem nicht mehr ganz jungen Durchschnittskerl und Musikfan, der sich so sehr an seinem popkulturellen Wissen berauscht, dass ihm das richtige Leben in Gestalt der Freundin durch die Lappen zu gehen droht. Ohne sich allzu sklavisch an die gleichnamige Romanvorlage von Nick Hornby zu halten, hat Frears deren Strukturprinzipien übernommen. Seine kongeniale Umsetzung besticht durch trockene Dialoge und ein hervorragendes Ensemble.“ (Zoom) City, Lindenhof (Wildeshausen)

Hollow Man USA 2000, R: Paul Verhoeven, D: Kevin Bacon, Elisabeth Shue

„Der Mann ist streng genommen nicht hohl, sondern unsichtbar, aber hohl ist jedenfalls der Film, in dem er sein Unwesen treibt. Nach dem Vorbild von „Der Unsichtbare“ (1933) testet in diesem Science-Fiction-Thriller ein selbstverliebter Wissenschaftler ein Unsichtbarkeitsserum an sich selbst - nur dass das Gegenmittel dummerweise nicht wirkt. Der Durchsichtige findet schließlich Gefallen an seinem Zustand, immerhin kann er jetzt fremden Frauen an den Busen grapschen. Doch selbst diese Lust am ungestraften Voyeurismus wurde von Regisseur Verhoeven schlicht als Thema übersehen, genauso wie die Frage, ob die Freiheit eines Unsichtbaren wohl seine Einsamkeit aufwiegt. Stattdessen arbeitet sich der Film mit großem Special-Effects-Aufwand an der Crux ab, dass ein unsichtbarer Schurke ziemlich frustrierend ist für Zuschauer, die schließlich etwas sehen wollen für ihr Geld.“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter, Passage (Del), Ziegelhof (Ol), Solitaire (Westerstede)

I

Im Juli Deutschland 2000, R: Fatih Akin, D: Moritz Bleibtreu, Christiane Paul

Die Geschichte von dem braven Referendar in Hamburg, der glaubt, in einer Türkin seine große Liebe getroffen zu haben, ihr nach Istanbul nachreist, und dabei von seiner tatsächlichen großen Liebe verfolgt wird, ist manchmal allzu übermütig und sprunghaft erzählt. Aber Akin hält eine sehr sympathische, witzig-warme Grundstimmung durch, und so lange wie Bleibtreu und Paul sich auf der Straße ständig verpassen, wiederfinden, verlieren und dabei von einem Malheur ins nächste stolpern, sind sie auch ein wirklich schönes Paar. (hip) Filmstudio, Ziegelhof-Kino (Ol), Apollo (Whv)

K

Kalt ist der Abendhauch Deutschland 2000, R: Rainer Kaufmann, D: Fritzi Haberlandt, August Diel, Gisela Trowe

„Kaufmanns zweite Ingrid-Noll-Adaption nach „Die Apothekerin“ bleibt der Vorlage halbwegs treu, allein dem Film ist damit wenig geholfen. Die retrospektiv erzählte Geschichte der jungen Bürgerstochter Charlotte, die der Schwester den Tod wünscht, um an ihren Mann heranzukommen, hält alle Nährstoffe für ein schönes, schmerzerfülltes Melodram bereit, aber der Plot nimmt immer wieder die Wendung ins leicht Bekömmliche. Der Film bleibt an der Oberfläche seines historischen Dekors und verliert sich zwischen den deutschen Zeiten.“ (tip) Atlantis, CinemaxX, CineStar, Wall-Kino (Ol)

Kasaba (Die Kleinstadt) Türkei 1997, R: Nuri Bilge Ceylan, D: Emin Toprak, Hava Saglam / Originalfassung mit Untertiteln

„DieGeschichte von drei Gnerationen einer Familie in einer kleinen, gottverlassen Stadt in der Türkei, erzählt aus der Perspektive der Kinder und in der Abfolge der Jahreszeiten.“ (Forum des internationalen jungen Films) Kino 46

Keiner weniger China 1998, R: Zhang Yimou, D: Minzhi Wie, Huike Zhang

„In einer Dorfschule in der chinesischen Provinz übernimmt die 13-jähriger Wei Minzhi die Aushilfe für den Lehrer. Mit großer Beharrlichkeit kämpft sie für den Zusammenhalt ihrer Schulklasse und reist in die Stadt, um einen verlorenen Schüler zu suchen. Zhang Yimou inszeniert die universelle Geschichte mit einfachen ästhetischen Mitteln als asiatisches „Kino der Gefühle“ und plädiert damit für das Recht auf Bildung.“ (Zoom) Cinema

The Kid USA 2000, R: John Turteltaub, D: Bruce Willis, Spencer Breslin

„Russ Duritz (Bruce Willis) kümmern nur Cash und Karriere. Groß ist die Verwunderung, als er plötzlich sich selbst als Achtjährigem gegenübersteht. Der kleine Rusty muss feststellen, dass der große Russ seine Kinderziele nicht erreicht hat: Hund und Großfamilie. Amerikanischer Psycho-Schmonzes, der mit unerbittlicher Konsequenz auf Friede, Freude, Eierkuchen zusteuert.“ (tip) CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter, Passage (Del)

Der kleine Vampir Deutschland/Niederlande/USA 2000, R: Uli Edel, D: Jonathan Lipnicki, Alice Krige, Richard E. Grant

„Uli Edels phantastischer Kinderfilm basiert auf der bereits zweimal adaptierten Vorlage von Angela Sommer-Bodenburg. Mit viel Humor, Tempo und herausragenden Effekten eignet sich die deutsch-amerikanische Produktion für einen spannenden Kinobesuch. Für die sympathische Vampirfreundschaft hat Edel eine gute Besetzung und mit einer blutsaugenden Kuhherde eine tierische Pointe gefunden.“ (film.de) Schauburg, CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter, Passage (Del), Lindenhof (Wildeshausen)

Der Krieger und die Kaiserin Deutschland 2000, R: Tom Tykwer, D: Franka Potente, Benno Fürmann

„In dieser Liebesgeschichte müssen Sissi und Bodo einen spektakulären Unfall, einen Bankraub, einen schweren Verlust und ein komisches Versteckspiel überstehen, bevor sie zueinander finden. Während so mancher Regisseur schwerfällig Beziehungskisten stapeln würde, nützt Tykwer die Irrungen und Wirrungen, um sein erzählerisches Talent zu beweisen und allerlei Kunststückchen vorzuführen, was manchmal einer stilistischen Gratwanderung gleichkommt, meistens aber erstaunlich gut gelingt.“ (Zoom) Schauburg, CinemaxX, CineStar, Casablanca (Ol)

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, dass er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann.“ (TV-Spielfilm) City

Le temps retrouvé Frankreich 1999, R: Raoul Ruiz, D: Catherine Deneuve, Emmanuelle Béart, John Malkovich / Originalfassung mit Untertiteln

„Le temps“ erzählt keine Geschichte, und Sie werden enttäuscht sein, wenn sie nach einer suchen. Der Film enthält auch nicht ansatzweise alles aus Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“, weil der Roman zu riesig ist, um in einen Film gepackt zu werden. Er handelt nicht von Erinnerungen, sondern vom Erinnern. Ihrem, meinem, Prousts. Ohne es würden wir gefangen in dem beweglichen Punkt der Zeit leben, der durch unser Leben gleitet, aber sich an die Vergangenheit erinnern heißt auch immer, ihren Verlust zu erfahren.“ (Roger Ebert) Kino 46

Liberty Heights USA 2000, R: Barry Levinson, D: Adrien Brody, Bebe Neuwirth

„Baltimore im Jahr 1954: die Brüder Kurtzman leben in der jüdisch geprägten Gegend von Liberty Heights. Ihre Welt ist von Traditionen, Familiensinn und einer strikten Rassentrennung geprägt. Barry Levinson erzählt von der sanften Revolte gegen diese Grenzen, von frühen Konzerten James Browns und von Ausflügen in fremde Welten. Chris Doyles fasziniernde Kameraarbeit prägt diesen sehr schönen Film, dessen einziger Makel ist, dass er alles Tragische ausblendet.“ (tip) Filmstudio

Lieber Fidel – Maritas Geschichte Deutschland 2000, R: Wilfried Huismann

„Wenn sie Deutsch spricht, redet sie in breitestem Bremisch und wirkt dabei oft ziemlich ungehobelt. Die 1939 geborene Kapitänstochter Marita Lorenz ist eine von den vielen BremerInnen, die es in die weite Welt verschlagen hat. Doch ihre Lebensgeschichte ist die wohl unglaublichste von allen Auswandererbiographien: Marita Lorenz ist die „Bremer Mata Hari“ – sie spionierte, tötete, überlebte Attentate, hatte Affairen mit Diktatoren und Agenten und zog auch noch zwei Kinder groß. Und ein Mann hat ihr nach eigenen Worten das ganze Leben versaut: Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro, der sie als 19-Jährige zur Königin von Kuba machen wollte und der noch immer ihre große Liebe ist. Der dreimal mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Bremer Regisseur Wilfried Huismann hat diese abenteuerliche Biographie jetzt in einem aufwändig recherchierten und inszenierten Film dokumentiert.“ (ck) Schauburg

Luna Papa Österreich/Deutschland/Russland 1999, R: Bakhtiar Khudojnazarov, D: Chulpan Khamatova, Moritz Bleibtreu

„Mit seinen erdichteten Bildern, die einer überbordenden Phantasie entsprungen scheinen, mit seiner entwaffnenden Naivität, die schnurstracks ins Märchenhafte führt, ist diese wüste Odyssee durch Zentralasien im wahrsten Sinne des Wortes phantastisches Kino.“ (tip) City

M

Magnolia USA 1999, R: Paul Thomas Anderson, D: Julianne Moore, Tom Cruise, Jason Robards

Ein intimer Monumentalfilm, der 179 Minuten lang in verschiedenen Lebensdramen ausufert, von denen jede für sich Stoff für einen kleinen, mitreißenden Film geboten hätte. (hip) City

Matrix USA 1999, R: Andy & Lary Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Die Story bedient sich bei den Mythen der Filmgeschichte plündert „Alien“ genauso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computersimulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und die sensationellen Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) ity, Filmstudio

Michaelas letzte Chance Deutschland 2000, R: Marianne Strauch

„Michaela is siebzehn, schwer verhaltensgestört und von den verschiedensten Ärzten diagnostiziert zwischen geistig behindert, autistisch, schizophren. Sie schlägt krampfartig um sich, verletzt sich selbst, gilt als nicht therapierbar und lebt deshalb seit Jahren in einer Behinderteneinrichtung in Bayern. „Michaelas letzte Chance“ ist das ebenso nüchterne wie faszinierende „Protokoll einer dramatischen Therapie“, ohne Beschönigung, ohne vorwurfsvoll erhobenen Zeigefinger und ohne unangemessenen Optimismus. Michaelas letzte Chance besteht in einer Verhaltenstherapie, deren Methoden der Bremer Behindertenpädagoge Professor Georg Feuser für „hoffnungslose“ Fälle entwickelt hat. Ob Mariannes Fortschritte von Dauer sind, muss offen bleiben. Aber dass Marianne Strauch mit dem Portrait des Mädchens und seiner Therapeuten ein kluger, einfühlsamer Film gelungen ist, steht fest.“ (Sybille Simon-Zülch) Kino 46

Mission Impossible 2 (M:I-2) USA 2000, R: John Woo, D: Tom Cruise, Dougray Scott

„Die dünne und dümmliche Story gibt den Weg frei für bekannte James-Bond-Gimmicks: High-Tech, Erotik und Exotik, verpackt in einem aalglatten Werbeclipstil. Wer nun glaubt, Actionmaestro John Woo forciert die Action, übersieht die lähmende Liebesgeschichte. Nach esoterischem Score, hektischer Montage und zweifelhafter Logik findet Woo erst im Finale zur Kinetikexplosion, die seinen einstigen Stil dermaßen vermissen lässt, dass auch Michael Bay („Armageddon“) dieses kalkulierte Fun-Generation-Machwerk hätte inszenieren können. Eine belanglos-oberflächliche Fortsetzung von De Palmas Erstling, die nur auf Schauwerte baut. Kurzum: Millionenerfolg garantiert.“ (film.de) City

Mission to Mars USA 2000, R: Brian De Palma, D: Tim Robbins, Gary Sinise / Originalfassung ohne Untertitel

„Science-Fiction-Film, der sich mehr wie eine Stilübung im Gefolge von „2001 - Odyssee im Weltraum“ denn als spannendes Abenteuer darstellt.“ (filmdienst) City

Momo Deutschland 1986, R: Johannes Schaaf, D: Radost Bokel, Mario Adorf

„Im Vergleich zu Petersens bombastischer Ende-Adaption „Die Unendliche Geschichte“ ein erstaunlich bescheidener Märchenfilm, der sich weniger auf grobe Effekte, vielmehr auf glaubhafte Charaktere und atmosphärische Dichte verlässt.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

N

Neues vom Hühnerhof / pan-khu Deutschland 2000, R: Ali Eichelbach

Premiere von zwei Trickfilmen des Bremers Ali Eichelbach, der unabhängig von Nick Park eine norddeutsche Version von „Chicken Run“ gebastelt und gedreht hat: ebenfalls aus Knetmasse und ebenfalls im Hühnerhof. Kino 46

O

Onegin Großbritannien 1998, R: Martha Fiennes, D: Ralph Fiennes, Liv Taylor, Toby Stephens

„Den hoch romantischen Puschkin-Helden Eugen Onegin zu spielen, war seit Studententagen ein so inniger Wunsch des britischen Stars Ralph Fiennes, dass er die Sache als Produzent selbst ins Rollen gebracht hat. Ein wenig ist er schon über den Typus des jünglingshaften Dandys, Spielers und Schwärmers Onegin hinausgereift, doch umso eindringlicher, schmerzensreicher wirkt seine Liebes- und Lebensverzweiflung. Die Regisseurin Martha Fiennes, Schwester des Stars, zeigt Gespür für die visuellen Reize von Landschaft und Interieurs, und der Komponist Magnus Fiennes, Ralphs Bruder, lässt die Emotionen rauschen, ohne sich über Gebühr bei Tschaikowsky anzubiedern. Wer gedacht hatte, diese Art von sattem Augenweiden-Kostümfilm sei passé, kann hier nur staunen.“ (Der Spiegel) Filmstudio, Casablanca (Ol)

P

Der Patriot USA 2000, R: Roland Emmerich, D: Mel Gibson, Heath Ledger

"Zwei Drittel des Films erweisen sich als Hurra-Patriotismus übelster Sorte. In fast schon ästhetisierenden Bildern zeigt Emmerich blutrünstige Kriegshandlungen, lanciert zur besseren Verdauung ein paar billige Lacher und wird nicht müde, haarsträubende Belege für die vermeintlich tolerante Grundhaltung der aufgeklärten weißen US-Bevölkerung aufzutischen.“ (film.de) City

R

Road Trip USA 2000, R: Todd Philips, D: Breckin Meyer, Sean Williams Scott

„Sympathisches Filmchen, in dem vier typische Vertreter eines College-Jahrgangs von Ithaca, New York nach Austin, Texas fahren, um eine kompromittierende Videokassette abzufangen. Dabei werden jede Menge postpubertärer Ängste durchgearbeitet, wobei die Situationen drastischer und die Witze noch einen Tick geschmackloser sind als in „American Pie“ (wie hier Weißbrot in der Unterhose getoastet wird, spricht bestimmt nicht jeden an). Immerhin entwickeln sich die Helden nicht alle zu sexuellen Saubermännern.“ (tip) CineStar, Cinemaxx, UT-Kinocenter

The Rock / Conair

Zwei Actionmovies mit hohem Prolowert im Doppelpack. CineStar

S

Schatten der Wahrheit USA 2000, R: Robert Zemeckis, D: Michelle Pfeiffer, Harrison Ford

„Michelle Pfeiffer allein zu Haus: Geister treiben sie als Frau von Harrison Ford beinahe in den Wahnsinn – Hitchcock goes Horror. Mit vielen Anleihen bei Klassikern wie „Das Fenster zum Hof“, „Shining“ oder „Poltergeist“ werden hier bekannte Muster zitiert und geringfügig variiert. Unterstützt von Michelle Pfeiffers Wandlung von einer liebenden Mutter zu einer psychotischen Totenmaske lässt Zemeckis den Zuschauer mittels kalkulierter Schocks mehr als einmal im Kinosessel erschauern. Einzig die finale Aufklärung des Geschehens im familiären Geisterhaus wirkt zu genretypisch und banal, um wirklich zu erschrecken. Hier wird trotz aufwändiger Kamerafahrten bloß das TV-Niveau von Sendungen wie „X-Factor“ geboten.“ (Cinema) Schauburg, CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter, Passage (Ol), Ziegelhof-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)

Scary Movie USA 2000, R: Keenen Ivory Wayans, D: Anna Faris, Jon Abrahams

„Zum wiederholten Mal treibt ein maskierter Killer auf einem Campus sein Unwesen und ermordet Studenten. Der Versuch einer Parodie des über seine Teenager-Varianten ohnehin zur Parodie verkommenen Horror-Genres, der sich allenfalls durch seine Überdeutlichkeit positionieren kann. Zugleich eine Zitation zahlreicher Schmuddelkomödien, die einzig dadurch Interesse verdient, dass als Zielpublikum die jugendliche afroamerikanische US-Bevölkerung auserkoren wurde, das seine Schadenfreude am Abschlachten weißer Teenager ausleben kann.“ (filmdienst) CinemaxX, CineStar, UT-Kinocenter, Lindenhof (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede), Lichtspielhaus (Del)

Scream 3 USA 1999, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, David Arquete

„Scream zum Dritten, doch die Filmfiguren sind um keinen Deut besser geworden. Noch immer wissen sie nicht, dass der Keller das tödlichste Versteck überhaupt ist. Und nach wie vor finden wir Zuschauer das mörderisch unterhaltsam.“ (Zoom) City

Serkalo (Der Spiegel) UdSSR 1974, R: Andrej Tarkowskij, D: Margarita Terechowa, Alla Demidowa / Originalfassung mit Untertiteln

„Tarkowskij folgt in seinem stark autobiografisch bestimmten Film den Verschlingungen eines Bewusstseins und setzt an die Stelle linearer Erzähllogik die poetische Brechung und Reflexion: So gleicht „Der Spiegel“ einem komplexen System sich gegenseitig kommentierender Spiegelbilder, die mit hoher Kunstfertigkeit ineinandergefügt sind.“ (Lexikon des internationale Films) Kino 46

Shanghai Noon USA 2000, R: Tom Dey, D: Jackie Chan, Owen Wilson

„East meets west im neuen Film von Jackie Chan, der wie in seinem vorangegangenen Hollywoodfilm „Rush Hour“ erneut auf das Erfolgsrezept des buddy movies setzt. Und wiederum wird Chans Leinwandfigur, erfahren in den Martial-Arts, aber wenig vertraut mit den Gepflogenheiten der amerikanischen Kultur, zusammengeworfen mit einem Amerikaner, der vor allem eine große Klappe hat. Zwischen modisch-smart und naiv bewegt sich der Film als Westernparodie. Ein korrupter Sheriff heißt Van Cleef. Trotz solcher Anspielungen ist „Shanghai Noon“ als Western von geradezu aufreizender Naivität, eine Anthologie von Genremotiven, die so ausgestellt werden, dass es an die deutschen Karl-May-Filme erinnert.“ (epd-film) CinemaxX (Preview)

Sonnenallee Deutschland 1999, R: Leander Haußmann, D: Alexander Scheer, Katharina Thalbach, Detlev Buck

„Die Mauer steht wieder! Die speziellen Nöte und Freuden der DDR-Teenagergeneration der 70er Jahre zeichnet Theatermacher Haußmann sarkastisch und urkomisch nach.“ (TV-Spielfilm) City

Die Stille nach dem Schuss Deutschland 2000, R: Volker Schlöndorff, D: Bibiana Beglau, Martin Wuttke

„Vor Jahren noch wäre es zum Eklat gekommen. Wütende Proteste von RAF-Sympathisanten hätten die Premiere von Schlöndorfs Film begleitet, vielleicht sogar unmöglich gemacht. Doch als „Die Stille nach dem Schuss“ im Wettbewerb der Berlinale gezeigt wurde, blieben die Demonstranten zu Hause. Und das, obwohl sich Inge Viett, deren Biografie das Drehbuch maßgeblich beeinflusst hat, längst von dem Prokjekt distanziert hatte. In der Tat ließe sich manches einwenden gegen Schlöndorffs Inszenierung. Die Sprache der Terroristen klingt etwa so formalhaft, als hätte der frühere Defa-Autor Wolfgang Kohlhaase seine Dialoge aus den Dossiers der RAF einfach abgeschrieben. Und doch ist dies ein außergewöhnlicher Film, denn Schlöndorff und Kohlhaase haben es geschafft, zwei herausragende Traditionen des deutschen Nachkriegsfilm miteinander zu verbinden: den gesellschaftspolitischen Anspruch des westdeutschen Autorenfilms und die lebensnahe Atmosphäre der ostdeutschen Defa-Produktionen. So gelingt Schlöndorff mit seinem Film über das zweite Leben einer Ex-Terroristin im DDR-Exil die cineastische Wiedervereinigung.“ (Cinema) Schauburg, Casablanca (Ol)

Stuart Little USA 1999, R: Rob Minkoff, D: Geena Davis, Hugh Lauri, Jonathan Lipnicki

„Die Eltern eines Jungen, der sich einen kleinen Bruder wünscht, adoptiert für ihn eine putzige „Waisenmaus“, die zunächst einen schweren Stand im neuen Heim hat, da sowohl der Sohn als auch die eifersüchtige Hauskatze sie vergraulen wollen. Nach turbulenten Abenteuern und Gefahren siegt schließlich aber die Freundschaft. Ein auf den ersten Blick durchaus amüsanter Kinderfilm, der jedoch an seiner Spießigkeit und vielen Klischees krankt. Die Geschichte vermag sich zudem nie gegenüber den perfekten Computer-Effekten zu behaupten.“ (filmdienst) City

T

Tanz der Vampire Großbritannien 1966, R: Roman Polanski, D: Roman Polanski, Sharon Tate, Jack MacGowran

„Ein alter Professor und sein treuer Gehilfe gehen in einem Karpatenschloß auf Vampirjagd und geraten in eine Familenfeier der Untoten. Roman Polanskis erste Großproduktion benutzt die Klischees und Handlungsmuster des Vampirgenres zu einer amüsanten Persiflage, in der makabre Schocks durch liebevolle Typenkomik ausbalanciert werden.“ (Lexikon des internationalen Films) City

Tiggers großes Abenteuer USA 2000, R: Jun Falkenstein

„A.A. Milnes Bücher über Winnie Puuh, seinen Gefährten Tigger und die Tiere aus dem Hundert-Morgen-Wald verkauften sich seit 1926 in mehr als 30 Ländern über 45 Millionen Mal. 1966 machte Disney den gelben Bären erstmals zum Kinostar und schickt ihn nun, 17 Jahre nach dem letzten Abenteuer, zurück auf die Leinwand – mit technischer Perfektion, Liebe zum Detail, einer anrührend-erheiternden Geschichte und Helden zum Knuddeln.“ (Cinema) CineStar

Die totale Therapie Dtl./Österreich 1998, R: Christian Frosch, D: Blixa Bargeld, Lars Rudolph

„Willkommen bei Shirvia! Du bist hier, weil alle versagt haben, die Kirche, die Wissenschaften, die Gesellschaft – so führt Dr. Roman Romero (Blixa Bargeld) neun problembehaftete Personen in seinen Selbsterfahrungskurs ein. Doch die erhoffte Heilung verkehrt sich bald ins Gegenteil. Aus Psychotherapie wird Psychoterror. Regisseur Frosch kredenzt eine Melange aus schwarzem Humor, Splatter und Gesellschaftskritik. Und wenn sich die tragikomische Groteske anfangs auch Dogma-like um Realitätsnähe bemüht, besticht der zweite Teil durch absurde Situationskomik.“ Filmstudio

Toy Story II USA 1999, R: John Lassetter

„Dem Regisseur Lassetter gelang hier eine fantastische Mischung aus prächtigen Details und computeranimierten Charakteren mit bemerkenswert lebendig wirkenden Bewegungen.“ (The New Yorker) Gondel

, Atlantis, Musichall Worpswede Tsatsiki – Tintenfisch und erste Küsse Schweden 1999, R: Ella Lemhagen, D: Samuel Haus

"Der schwedische Kinderfilm gewann auf der Berlinale den Hauptpreis des Kinderfilmfests. Hier werden so viele Themen angeschnitten, dass der kleine Held – und damit auch der Zuschauer – den Überblick verliert. Tsatsiki, der eigentlich Tobias heißt, wird aufgerieben zwischen Mama, unbekannten Papa, neunem Papa, Freundin und bösem Schulkamerad. Schlichtweg alle seine Probleme werden positiv gelöst – man muss nur so pfiffig sein wie Tsatsiki.“ (epd-film) CineStar, CinemaxX, Casablanca (Ol)

Twelve Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stove, Brad Pitt / Originalfassung mit Untertiteln

Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System, und der Häftling James Cole wird mit einer klapperigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gillian schlägt hier so viele irrsinnige Haken, das man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Mentekel oder einen futuristischen Thriller. (hip) Kino 46

U

U-571 USA 2000, R: Jonathan Mostow, D: Matthew McConaughey, Harvey Keitel, Jon Bon Jovi

„Die Besatzung eines betagten amerikanischen U-Boots soll, getarnt als deutsche Marinesoldaten, 1942 eine „Enigma“-Codemaschine erbeuten. Die Aufregung um die historische Korrektheit des Unterwasserthrillers – die Briten bemäkeln, dass die Amis den Krieg mal wieder im Alleingang gewinnen – verliert angesichts der wenig spannenden und löchrigen Geschichte an Bedeutung. Auch wenn „Enigma“ griechisch ist und „Rätsel“ heißt, wären ein paar Auflösungen ganz nett – zum Beispiel, wo Lt. Emmett alias Pop-Star Jon Bon Jovi plötzlich geblieben ist. Vielleicht abgesoffen?“ (TV-Spielfilm) CineStar, UT-Kinocenter

V

Verrückt nach Mary / Ich, beide und Sie

Zwei Komödien im Doppelpack, wobei „Verrückt nach Mary“ soviele Gags hat, dass kaum noch Lachreserven für den zweiten Film übrig bleiben werden. CineStar

W

Der Weg nach El Dorado USA 2000, R: Eric Nergerson, Don Paul

„Zwei junge Abenteurer, keine strahlenden Helden, sondern eher Außenseiter, machen sich auf die Suche nach den Goldschätzen von El Dorado, wo man sie als Götter verehrt, sie aber zugleich in eine gefährliche Intrige zieht. Abenteuerlicher Zeichentrickfilm, der sich in Sachen „erwachsener“ Animation versucht. Ein unterhaltsamer und durchaus pointierter, letzlich aber entbehrlicher Film, der allzu vertrauten Handlungsmustern folgt und diesen mittels der Zeichenkunst keine neuen Aspekte hinzufügen vermag.“ (filmdienst) CineStar, CinemaxX, Passage (Del)

Wir möchten noch viel lauter sein

Vortrag und Vorführung eines Videos des Vereins „Mädchen gegen sexuelle Gewalt“ Schauburg

X

X-Men USA 2000, R: Bryan Singer, D: Patrick Stewart, Ian McKellen, Famke Janssen

„Durch eine Veränderung ihrer Chromosomen sind die „X-Men“ mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Sie können mit ihren Blicken Energiestrahlen versenden und mit einer Handbewegung das Wetter manipulieren. Sie haben sich zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengeschlossen, um die Welt vor dem Bösen zu bewahren. „X-Men“, eine Verfilmung der gleichnamigen Marvel Comics aus den 60er Jahren, ist mehr als nur ein Science-Fiction-Film. Regisseur Bryan Singer erzählt in seiner Mischung aus sozialkritischem und effektgeladenem Action-Kino die Geschichte gesellschaftlicher Außenseiter. Die theater- und filmerfahrenen Patrick Stewart und Ian McKellen brillieren in ihren gemeinsamen Szenen, in denen man Singers Liebe für starke Dialoge erkennt. Die actiongeladenen Special-Effekts bei Showdown auf der Freiheitsstatue befriedigen dann die Erwartungen des Mainstreampublikums.“ (film.de) CinemaxX, Cinestar, UT-Kinocenter

Y

Yol – der Weg Türkei/Schweiz 1982, R: Serif Gören, D: Tarik Arkan, Serif Sezer

„Die Schicksale von fünf türkischen Sträflingen, die während eines einwöchigen Hafturlaubs ihr Land als universales Gefängnis erleben, in dem die Menschen von politischer Repression, sozialen Zwängen und religiösem Traditionalismus in fatale Abhängigkeiten getrieben werden. Ein politisch wie menschlich aufrüttelndes Epos, frei von falschem Pathos und billiger Denuziation.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

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