berliner szenen: Bei den Dinosauriern
Gewiss war die Diskussionsveranstaltung im Museum für Naturkunde professionell. Doch sie war mehr als das, ließ sich das Podium doch gewissermaßen als durchweg professoral bezeichnen. In Funktion der Diskussionsteilnehmer waren da Professor Doktor Christoph Stölzl und Professor Doktor Hellmuth Karasek, moderiert von Professor Doktor George Turner, Wissenschaftssenator a.D. Nur der Feuilletonchef ließ den Professor missen, der aber erstens sicher noch kommen wird und den zweitens ein von kompensiert. Doktor Peter von Becker war ebenfalls Diskussionsteilnehmer.
Wie immer, wenn der Kultursenator zur Zeit in der Öffentlichkeit auftaucht, ging es um den Kulturhaushalt, der ja nun bald beschlossen werden wird, es aber noch nicht ist, was zwangsläufig zu Veranstaltungen wie der am Mittwochabend führt, bei der der Tagesspiegel das hochverehrte Publikum unter den Riesendinosauriern im Museumsfoyer Platz nehmen ließ.
Ein schöner Einfall, mit Hintergedanken, denn auch dem Haus in der Invalidenstraße fehlt das Geld für dringend notwendige Reparaturen und Renovierungen. Früher, so war durch den Direktor zu erfahren, vermachte noch der amerikanische Millionär Carnegie dem Museum den ersten Dino. Aber schon die erste eigene Grabung nach dem Urviech, im früheren Deutsch-Südwestafrika, kämpfte die gesamte Zeit mit einer ungesicherten Finanzierung.
Da haben selbst die, die sich heute beklagen müssen, mehr Planungssicherheit, wenn auch nicht unbedingt mehr Geld. Doch mit dem Klagen war es an dem Abend dann auch nicht so weit her, weil jeder weiß, dass der Wunsch nach kulturellem Gestaltungswillen zwar edel, aber der Auftrag der Sanierung, den Stölzl als seine Aufgabe betrachtet, letztlich der zukunftsweisendere ist. Noch ist der Haushalt nicht beschlossen, wurde Stölzl nicht müde zu betonen, und das allein schon wirkte wie ein alle besänftigendes Versprechen. WBG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen