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■ H.G. HolleinUnarten

Die Frau, mit der ich lebe, hat so ihre Angewohnheiten. Die sie natürlich beharrlich leugnet. So trifft es mitnichten zu, dass die Gefährtin geradezu zwanghaft ihre Mäntel über den Haken wirft, an dem bereits mein Wams hängt. Ich habe schon des öfteren versucht, der Gefährtin nahe zu bringen, dass ich darin einen unwillkommenen Versuch sehe, unterschwellig tierisches Dominanzverhalten in unseren Kleinrudelalltag hineinzutragen. Es kommt auch nicht vor, dass mich die Gefährtin bei interessanten Fernsehdokumentationen oder - natürlich anspruchsvollen - Spielfilmen fragt, ob es mich störe, wenn sie mir kurz ein paar Überlegungen zum Geschehen auf dem Bildschirm mitteilte. Da ich nur mal eben so dasitze und den Blick rein zufällig auf die Mattscheibe gerichtet habe, stört mich das natürlich überhaupt nicht. Was mich allerdings ein wenig erbittert, ist der Zorn der Gefährtin, wenn ich anschließend nur unzureichend resümieren kann, was inzwischen geschah. Und es ist auch keineswegs Trägheit, wenn die Gefährtin die Worte an mich richtet: „Wenn du sowieso aufstehst, dann bring mir doch bitte ...“, derweil ich mir nicht bewusst bin, wodurch ich die Absicht, mich zu erheben, auch nur angedeutet haben könnte. Aber auch die Gefährtin hat so einiges, das ihr an mir aufstößt. „Immer musst du machen und tun!“ ist ein oft gehörtes Lamento in unseren Mauern. Es bezieht sich auf meine Angewohnheit, regelmäßig Staub zu saugen, abzuwaschen, zu bügeln und dergleichen mehr. Die Katze, die mich duldet, maunzt im Übrigen ins gleiche Horn. Ich nehme an, dass der beiden eigene Hang zum Schmuddel-Ambiente auf unverarbeitete, frühkindliche Traumata schließen lässt, deren Auslöser ein pingeligst aufzuräumendes Kinderzimmer beziehungsweise Katzenkörbchen waren. So übe ich mich denn in Langmut. Die Gefährtin findet ja ohnehin, ich übertriebe maßlos.

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