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Koštunica auf Bosnien-Besuch

Etwas widerwillig wird Jugoslawiens Präsident auch in Sarajevo vorstellig. Die Bildung einer serbischen Übergangsregierung verzögert sich erneut. DOS droht mit Protesten

SARAJEVO/BELGRAD afp/dpa ■ Vojislav Koštunica ist gestern als erster jugoslawischer Staatschef seit der bosnischen Unabhängigkeit zu einem offiziellen Besuch in das Nachbarland gereist. Zunächst wurde er in Trebinje in der Serbischen Republik von deren serbisch-nationalistischem Vizepräsidenten Mirko Sarović begrüßt. Dort nahm er an der Beisetzung des 1943 in den USA gestorbenen serbischen Dichters Jovan Ducić teil. Nach der Zeremonie wollte er zu einer offiziellen Visite nach Sarajevo fliegen.

Ursprünglich wollte Koštunica nur zu einem von ihm als „privat“ deklarierten Besuch in die Serbische Republik in Bosnien reisen. Auf Druck der bosnischen Regierung und des internationalen Bosnien-Beauftragten Wolfgang Petritsch sagte er jedoch einen Kurzbesuch in Sarajevo zu.

Unterdessen sind die Verhandlungen über die Bildung einer serbischen Übergangsregierung erneut abgebrochen worden. Eine für Samstag anberaumte Sitzung des Parlaments in Belgrad soll heute stattfinden. Offenbar weigerte sich die Demokratische Opposition Serbiens (DOS), bestimmte Mitglieder der sozialistischen Partei (SPS) in der Regierung zu akzeptieren. Die SPS ihrerseits lehnte Vorbedingungen der DOS für eine Teilnahme an der Regierung ab. DOS verlangt den Rücktritt des Staatsanwalts und des Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes.

Der designierte stellvertretende Ministerpräsident der Übergangsregierung, Nebojsa Cović von der DOS, drohte weitere Massenproteste an , wenn die SPS die Regierungsbildung weiter verzögert. Das serbische Parlament muss spätestens heute aufgelöst werden, um den Weg für vorgezogene Neuwahlen in zwei Monaten freizumachen.

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