: Daum und Werder Schnee von gestern
Betr.: „Standing Ovations für Daum“, taz bremen vom 16.10.2000
Ich habe mich gewundert, dass der Bericht das ganze Ausmaß der spielerischen Krise bei Werder nicht thematisiert. Diese unsere grün-weiße Truppe befindet sich in einem desolaten Zustand mit absehbaren sportlichen Folgen. Ein Ruck muss unbedingt durch die Mannschaft gehen vor dem Spiel gegen Bayern München. Was tun? Sinnvoll wäre es spätestens seit dem Heimsieg von Cottbus im Stadion der Freundschaft gegen Bayern, wo erstmals das PDS-Duo Gysi/Bisky mit auf der Bank saß, sich auf die alte Weisheit zu besinnen: Vom Osten lernen, heißt siegen lernen. Also meine dringliche Bitte an die PDS Bremen: Organisiert bitte für den kommenden Sonnabend einen Parteitag im Bürgerhaus Weserterrassen. Während Gaby Zimmer, Sahra Wagenknecht, Ernst Busche und Gerrit Guit sich dort darüber streiten, ob sie tatsächlich in der Bundesrepublik oder bloß in Peterswerder angekommen sind, können sich dann die Glücksbringer Gysi und Bisky zu Thomas Schaaf auf die Trainerbank setzen und die grün-weißen Jungs zum Sieg powern. Hilfreich wäre es außerdem, für den Nachmittag die Ostkurve in die „Kurve der Freundschaft“ umzubenennen. Auch sollte die Werder-Geschäftsstelle für dieses Spiel ruhig rote Buttons an alle treuen Werder-Fans im Stadion kostenlos verteilen mit dem Motto: „Mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den Frieden“. Außerdem könnte Willi Lemke dann seine peinlichen Arien auf den – inzwischen verschnupften – Daum beim Leverkusen-Spiel vergessen machen, indem er im Mittelkreis die berühmte, inzwischen zum Ossi-Hit mutierte Rod Stewart-Nummer schmettert: „Da ya think I'm sächsisch?“ Nach so einem geschichts-trächtigen Sieg über die Bayern können wir uns alle auf den Rängen beziehungsweise auf der Pressetribüne in die Arme fallen. Dann wird die Krise bei Werder (wie auch bei Christoph Daum) Schnee von ges-tern sein. Garantiert!
Martin Rooney
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen