daumenkino: John Singletons „Shaft“-Remake
Unsummbare Wahwahgitarren
Das Intro kann man nur schwer mitsummen. Wie schnalzt man eine Wahwahgitarre mit der Zunge? Verschiebt sich nicht ständig der Rhythmus durch die Synkopen des Orchesters, das immer mit Rawumms hereinbricht? Was man dann hört, dauert länger als 1971 bei Gordon Parks. Der hatte allerdings einen etwas frischeren Isaac Hayes für den Soundtrack zu seinem Black-Detective-Blaxploitationfilm. Heute klingt Hayes müde, wenn er „he’s a bad muthaf . . .“ singt, und auch der Frauenchor, der mit „Shut your mouth!“ antwortet, fährt ihm ein wenig zu zögerlich in die Parade.
O.k., es ist ein Remake. Dabei war aber schon „Shaft’s Big Score!“, Parks eigene Fortsetzung der Geschichte von 1972, nicht allzu erfolgreich gewesen. Und: So richtig vergessen ist der Ur-„Shaft“ Richard Roundtree nicht, als dass die Welt ausgerechnet auf Samuel L. Jackson im schwarzen Ledermantel gewartet hätte, damit er den black private dick gibt. Wobei in „Shaft – noch Fragen?“ vom dick nicht viel zu sehen ist, sondern nur geredet wird. Darüber hatte sich auch Jackson beklagt, als er die extrem geschnittene Fassung sah. Bustarhymes fand’s dagegen gut, dass der Film, in dem er Shafts kiffenden Kumpel mimt, ohne Sex in die Kinos kommt. Das bringt mehr Kids und mehr Kohle an den Box Offices, wie er im Interview sagte. In England ist der Film trotzdem ab 18 – wegen der unflätigen Sprache. Und weil man immer mal wieder zerschossene Brustkörbe zu sehen bekommt.
Was dem Film an Sexappeal fehlt, versucht er durch Gewalt wettzumachen. Die ist entsprechend gut verteilt: Ein weißer Industriellensohn (Christian Bale) bringt einen schwarzen Bruder um und wird trotzdem nicht verurteilt. Weil die Welt ungerecht ist, quittiert „Shaft“ Jackson seinen Job und ermittelt von unten weiter gegen die herrschende weiße Klasse. Irgendwann mischen sich auch noch puertorikanische Drogenbarone in die Privatfehde ein. Aber Shaft schafft sie alle. Mit größeren Waffen als 1971 und mit schneller prasselndem Streettalk, der in der deutschen Fassung vermutlich grausam klingt, auf Englisch allerdings kaum zu verstehen ist. Shaft 2000, das ist mehr HipHop und weniger Soul. HARALD FRICKE
„Shaft“. Regie: John Singleton. MitSamuel L. Jackson, Christian Bale, David Wright u. a., USA 2000, 107 Min.
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