: Trillerpfeifen als Rückenwind
Mehrere zehntausend Menschen verlangten am Samstag bei einem Sternmarsch zum Roten Rathaus vom Senat mehr Geld für die Bildung. GEW: Nichts ist besser geworden. Schulsenator Klaus Böger (SPD) bedankt sich umgehend für die Unterstützung
von DANIEL FERSCH
„Wo bleiben die Mäuse?“ Mit seinem Plakat erinnerte ein Demonstrant die SPD an ihr Wahlversprechen, „mehr Mäuse“ in die Bildung zu investieren. Gegen die Bildungspolitik und die Haushaltseinsparungen der großen Koalition – und damit auch der SPD – zogen am Samstag mehrere Demonstrationszüge aus sieben Bezirken in einem Sternmarsch zum Roten Rathaus. Nach Angaben der Veranstalter, dem „Aktionsbündnis für Bildung“, kamen mehr als 30.000 Menschen. Die Polizei zählte nur 13.000.
„Wier gähen gerhn tsur Schule!“, malten einige Schüler auf ihr Transparent. Und auch gern zum Demonstrieren, möchte man hinzufügen. Denn die Mehrzahl der Teilnehmer waren Lehrer, Eltern und viele, viele Kinder. Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten sie lautstark auf überfüllte Klassen und ausgefallene Unterrichtsstunden aufmerksam.
Zahlreich vertreten waren auch Mitarbeiter und Unterstützer von freien Trägern in der Jugend- und Sozialarbeit. Auch sie sind von den Haushaltsplänen des Senats massiv betroffen. „Wenn die Haushaltssanierung beschlossen wird,“, so klagte zum Beispiel Sven Bahlmann vom Obdachlosenprojekt „Unter Druck“ in Mitte, „werden unsere Fördermittel gekürzt und wir müssen unser Nachtcafé mit 15 Schlafplätzen zumachen.“
So unterschiedlich wie die Teilnehmer, so breit war auch das Bündnis, das zum Protest aufgerufen hatte: vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden über Elternvereinigungen, Gewerkschaften, Studenten bis zur LandesschülerInnenvertretung. Von den Kürzungsplänen der Landesregierung sind sie alle betroffen. Auf der Abschlusskundgebung wiesen die Redner dann auch auf den Sinn des Bündnisses hin. „Wir demonstrieren gemeinsam, um nicht getrennt voneinander eingespart zu werden“, betonte Ulrich Thöne von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Und weiter: „Nach den großen Demonstrationen von März und April stehen wir schon wieder hier, weil sich nichts gebessert hat.“
Erstaunlich oft wurden auf der Kundgebung auch auf Parallelen zur Aktion „Wir stehen auf für Menschlichkeit und Toleranz“ am 9. November gezogen. So beklagte Fritz Kiesinger von der Kampagne der freien Träger, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der Politiker ein größeres soziales Engagement der Bevölkerung einforderten, die Mittel für Initiativen aus diesem Bereich gekürzt würden.
Klaus Böger (SPD), als Schulsenator Hauptadressat der Demonstranten, bedankte sich umgehend für den „Rückenwind“. Er sehe die Kundgebung als starkes Engagement für mehr Geld zugunsten der Bildung.
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