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Naive Kicker böse vorgeführt

■ Berechtigte Kritik von Dieter Eilts und Andreas Herzog an Einstellung

Bordeaux – Der peinlichen Niederlage auf dem Platz im „Stade Lescure“, folgte die schonungslose Abrechnung der sportlichen Leitung. „Das war zu wenig. Wir haben uns viel zu naiv verhalten. Gemessen an unseren Ansprüchen hat die Leistung nicht genügt“, nahm Sportdirektor Klaus Allofs vom SV Werder Bremen nach der 1:4-Schlappe im UEFA-Cup-Hinspiel bei Girondins Bordeaux kein Blatt vor den Mund. Und er malte ein düsteres Zukunftsbild: „Wenn sich einiges bei uns nicht ändert, dann stehen wir vor einer ganz schweren Saison.“ Mit der dürftigen Vorstellung in Frankreich könnte sich der Bundesligist für einige Jahre aus dem internationalen Geschäft verabschiedet haben. Clubchef Jürgen L. Born war denn auch fast sprachlos: „Eine ganz bittere Niederlage, die sehr weh tut.“

Nach einer halbwegs ansprechenden Leistung waren die Bremer nach dem Seitenwechsel völlig eingebrochen – ein Umstand, für den Trainer Thomas Schaaf keinerlei Verständnis hatte. „Wir sind halbherzig zu Werke gegangen, haben keinen Druck nach vorn ausgeübt und dem Gegner viel zu viel Raum gelassen. Diese Schwächen dürfen wir in der Bundesliga nicht zeigen, denn dann liegen wir ganz daneben“, analysierte der Coach, der vor der schweren Aufgabe steht, sein Personal für das richtungsweisende Bundesliga-Spiel am Sonntag gegen den VfB Stuttgart zu rüsten.

Dass es im Werder-Team offensichtlich schon seit Wochen rumort, machten die Routiniers Andreas Herzog und Dieter Eilts deutlich. „Es gibt ein paar Erkenntnisse aus diesem Spiel, die der Trainer innerhalb der Mannschaft ansprechen muss“, forderte der österreichische Nationalspieler Herzog gestern den Werder-Coach auf, Konsequenzen zu ziehen. In die gleiche Kerbe stieß auch Ex-Kapitän Eilts: „Wir haben katastrophal gespielt. Dafür gibt es Gründe. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass offen darüber gesprochen wird.“ Etliche Spieler seien sich offenbar nicht im Klaren, welche Aufgaben sie eigentlich erfüllen sollen, klagte der 36-Jährige: „Einige haben bei uns persönliche Ziele, die mit dem Vorhaben der Mannschaft nicht übereinstimmen.“ Ausdrücklich in Schutz nahm Eilts den Abwehrchef Frank Baumann.

Mit dieser Leistung werden die Bremer ihr Ziel, sich auch in der kommenden Saison einen Europapokal-Platz zu sichern, kaum erreichen können. Die nächste Prüfung am Sonntag gegen den VfB Stuttgart im Weserstadion wird schon Aufschluss darüber geben können, wie das Werder-Team das 1:4 verkraftet hat. Dabei hatten die Bremer nach dem Führungstreffer von Claudio Pizarro (16.) das Spiel lange Zeit im Griff, ehe Girondins durch Tore von Christoph Dugarry (23.), Laurent Battles (40.) sowie den ehemaligen Schalker Marc Wilmots (66./75.) alle Bremer Hoffnungen auf ein Wunschresultat zerstörte. So blieb am Ende nur die häufig strapazierte Hoffnung, dass es im Rückspiel wieder einmal zu einem „Wunder von der Weser“ kommt.

Ha-Jo Zwingmann/dpa

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