: „Klimaschutz auch ohne Kioto-Protokoll“
Jürgen Maier vom „Forum Umwelt und Entwicklung“ über Scheitern und Folgen der Den Haager Klima-Konferenz
Jürgen Maier (37) ist Geschäftsführer des „Forum Umwelt und Entwicklung“ in Bonn. In diesem Forum arbeiten 60 deutsche Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen zusammen, darunter alle großen Verbände.
taz: Die Den Haager Konferenz endete ohne Ergebnis, ist gescheitert. Wie bewerten Sie das?
Jürgen Maier: Nach dem, was in den letzten Jahren seit Kioto abgelaufen ist, ist das keine große Überraschung. Es ist einfach ein Fakt, dass außer Europa fast alle Industriestaaten nicht bereit sind, wirklichen Klimaschutz zu betreiben.Und diesen Fakt kann man auf diesen Konferenzen offensichtlich auch nicht ändern.
Welche Rolle spielte dafür der Vorschlag des Konferenzpräsidenten Jan Pronk?
Pronk hat von seinen nationalen Interessen als niederländischer Minister her sicherlich auch ein großes Interesse an einem ökologisch gesehen weichen Deal gehabt. Diese Linie hat er gefahren. Er war zwar ein guter Konferenzpräsident, was den Prozess angeht, aber was er hier vorgeschlagen hat, ist aus unserer Sicht völlig unakzeptabel. Und interessanterweise auch Sicht aus der EU – der er immerhin angehört. Insofern hat er den Amerikanern in die Hände gespielt und in den letzten entscheidenden Tagen nicht dazu beigetragen, dass auf dieser Konferenz zumindest der ernsthafte Versuch unternommen wird, das Kioto-Protokoll noch in Kraft treten zu lassen, und zwar so, dass nicht nur auf dem Papier Emissionen reduziert werden.
Wer außer Pronk ist verantwortlich für den Ausgang der Konferenz?
Die Amerikaner, die Japaner, die Kanadier, die Australier und die Saudis. Das ist der Block derjenigen, die zu Hause nichts tun wollen und den Prozess sabotieren. Wir als NGOs müssen jetzt alles daran setzen, dass die öffentliche Meinung in diesen Ländern die Regierungen dazu bringt, auf den Konferenzen anders aufzutreten.
Wie geht es jetzt aus Ihrer Sicht weiter?
Klimaschutz ist auch ohne Protokoll möglich. In Deutschland haben wir ein Klimaschutzziel, das muss jetzt umgesetzt werden. Die EU ist 1997 mit dem Ziel nach Kioto gegangen, ihre Emissionen um 15 Prozent zu reduzieren, und hat gesagt, das das auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Dann soll sie das auch tun. Offensichtlich ist es auch mit Kioto-Protokoll in den USA im Augenblick nicht möglich, etwas zu machen. Das muss der US-Senat, der dort blockiert, dem Rest der Welt erklären. Europa kann die Reduktion um acht Prozent weniger Treibhausgase als 1990, zu der es sich verpflichtet hat, auch ohne das Protokoll erreichen.
INTERVIEW: MAIKE RADEMAKER
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