Traum von der Insel

■ HEW-Bilanz: Wachsen durch Kaufen

Manfred Timm beliebt zu scherzen. Manchmal frage er sich, so der Vorstandschef der HEW, „was wir früher zu Monopolzeiten eigentlich den ganzen Tag gemacht haben“. Denn bei dem seit zweieinhalb Jahren herrschenden freien Wettbewerb auf dem Strommarkt seien die Zeiten deutlich härter geworden. Und das schmälert den Profit.

Das Jahr 2000, bilanzierte Timm am Mittwoch Abend im noblen Überseeclub, werde vermutlich wie schon 1999 mit einem Gewinn knapp über 100 Millionen Mark ausfallen. Aber auch nur durch den Verkauf der HEW-Telefontochter HanseNet für etwa 70 Millionen Mark und durch erhebliche Ein-sparungen beim Personal, sozialverträglich, versteht sich.

Dabei sind die HEW heftig gewachsen. Der Stromabsatz stieg von 17,5 auf rund 29 Milliarden Kilowattstunden, vornehmlich außerhalb Hamburgs. Nach ersten Schätzungen sei auch der Umsatz gestiegen, doch übrig bleibe kaum etwas, seufzt Timm angesichts von „ruinösem Preisverfall und beinhartem Konkurrenzkampf“.

Das Gegenmittel lautet: Wachsen durch Kaufen. Der kürzliche Erwerb der ostdeutschen Energieunternehmen Veag und Laubag müsse zwar noch von Kartellbehörden und Bundesregierung genehmigt werden, doch da sieht Timm keine größeren Probleme. Offen ist aber weiterhin das Schiedsverfahren über die Mehrheitsanteile der Berliner Bewag, um die HEW und US-Konkurrent Southern Energy unverdrossen kämpfen.

Diese „Insel“, weiß Timm, bräuchten die HEW für ein integriertes Vertriebsgebiet von Duvenstedt bis Dresden. Und um seine Vision zu verwirklichen, den Hamburger Lokalstromer zur dritten Macht auf dem deutschen Energiemarkt zu machen. smv