piwik no script img

Stellenabbau im Angebot

■ 700 Leute bei Karstadt verlieren Jobs. Kaufhäuser sind heute dicht

Karstadt-KundInnen werden heute Morgen vor verschlossenen Türen stehen. Grund: Die Betriebsräte der Hamburger Karstadt-Filialen haben die Beschäftigten zu Betriebsversammlungen eingeladen. Der Konzern plant bundesweit den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen. Allein in Hamburg sollen 700 MitarbeiterInnen ihre Jobs verlieren. „Ein Manager läuft Amok“, schimpfen die Betriebsräte. Die Gewerkschaft HBV richtet sich auf Kampfmaßnahmen ein.

Da die Umsätze stagnieren und die Gewinne im Einzelhandel schwinden, setzt das Management auf Kostenreduzierng durch Personalabbau. Das ist die klare Devise des neuen Karstadt-Vorstandschefs Wolfgang Urban. Um den Aktionären kurzfristig weiter satte Dividenden zu sichern, möchte Urban den Karstadt-Konzern völlig umstrukturieren, was auch zu Lasten der Kundschaft gehen wird, sagt die Gewerkschaft voraus.

So setzt der gelernte Mechaniker nicht mehr auf qualifizierte Beratung durch geschultes Verkaufspersonal, sondern möchte die Filialen verstärkt zu Selbstbedienungscentern umgestalten. Auch die Produktpalette soll auf Einzelhändler-Standard von 25.000 auf 5000 Sortimentbausteine reduziert werden. Für die Gewerkschaft macht das ganze Konzept keinen Sinn. „Das macht den Laden nicht sicherer, da machen wir nicht mit“, sagt HBV-Chef Ulli Meinecke.

Betriebsräte und HBV werfen Urban nicht nur wegen des Personalabbaus Missmanagement vor, durch die Methode habe er bereits „den Kaufhof in Grund und Boden gewirtschaft“. Sie bemängeln zudem, dass das Management auch die Entwicklung verpasse. So trete Karstadt mit seinem „Internet Shoppingportal“ auf der Stelle und habe bei der Umstellung ihrer Computerseite „kapitale Fehler“ gemacht.

Die Betriebsräte erwarten vom Karstadt-Vorstand ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Warenhäuser und eine Distanzierung von Urban. „Wir werden er nicht zulassen, dass er unseren Konzern erst auspresst, dann zu Grunde richtet und sich dann am Ende aus dem Staub macht“, heißt es in der Karstadt Mö-Betriebszeitung. „Es geht im Leben nicht nur um Aktienkurse und Spekulationsgwinne. Es geht um Menschen und um ihre Arbeitsplätze.“ Magda Schneider

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen