La Isla Perdida

Für einen halben Tag hatte Deutschland mit der Isla Ernesto Thälmann vor der Küste Kubas ein sonniges neues Bundesland in der Karibik – dann platzte der Traum

BERLIN taz Um ein Haar wäre Deutschland gestern um ein Bundesland reicher gewesen. Denn ein 15 Kilometer breites Eiland vor der Küste Kubas im Golfo de Cazones entpuppte sich als Isla Ernesto Thälmann.

Prompt überlegte das Internet-Magazin Thema 1, ob es sich bei der Karibikinsel nicht um eine verloren gegangene Altlast der DDR handeln könnte. Denn nach anfänglichen Informationen der Netzillustrierten war die unbewohnte Isla dem Arbeiter-und-Bauern-Staat anlässlich des 28. Todestages von Ernst Thälmann geschenkt worden.

Das Auswärtige Amt wusste von dem DDR-Strand vor Kuba nichts, gab aber zu bedenken, „dass sich damit ganz neue Möglichkeiten für die Bundesrepublik“ auftäten. Die kubanische Botschaft wollte hingegen von der Thälmann-Insel schon gehört haben. Aber Botschaftssprecherin Mara Bilbao teilte gleich mit, dass Ansprüche Deutschlands auf das größte Eiland der „Cayo Blanco del Sur“-Inselgruppe erst einmal ernsthaft geprüft werden müssten. Schließlich handelt es sich bei der Trauminsel um ein begehrtes Touristikressort der Republica de Cuba.

Doch alle Träume von Deutschlands eigenem Mallorca hielten der kubanischen Sonne nicht Stand. Die Insel war von der revolutionären Regierung schlicht umbenannt worden. Fidel Castro höchstpersönlich hatte bei einem Besuch der DDR im Juni 1972 dem Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht die freudige Nachricht überbracht. Ob er sich aber je auf der Playa RDA (Strand der DDR) in der Sonne geräkelt hat, ist nicht bekannt.

FLORIAN BRÜCKNER