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FastenaktionTäglich Exerzieren

■ Kirchen bieten Wege zur inneren Ruhe

„Aller Wandlung Anfang ist die Sehnsucht“, erkannte der Dichter Novalis lange vor unserer Zeit. Die Sehnsucht nach Stille und innerem Ausgleich hat wohl fast jeder, vor allem eine Politikerseele wie Henning Scherf. Ein Bürgermeister-Alltag ist termingeleitet. Evangelisch. Gleiches gilt für die Tage von Christine Koschnick, Ehefrau von Altbürgermeister Hans Koschnick. Katholisch. Die beiden Promis nehmen deshalb die Fastenaktion „Exerzitien im Alltag“ der katholischen und evangelischen Kirchen in Bremen gerne in Anspruch – soweit es der Terminkalender zulässt. Jedenfalls werben sie dafür. Aschermittwoch steht vor der Tür und Christine Koschnick, für die Fastenzeit in der Kindheit gleichbedeutend war mit Tanzverbot und Schokolade-Verzicht, hat sich vorgenommen, diesmal einen „neuen Weg zur besseren Erkenntnis“ zu gehen.

Gut vier Wochen lang bieten die Kirchen ganz ökumenisch Ruhesuchenden die Chance, Wege zu sich selbst zu finden. Um dabei voranzukommen, sollte täglich ein halbe Stunde Zeit sein, für Gebete, Gedanken und – Stille. Hilfestellung geben Übungen wie die folgende: „Ich fülle eine Schale mit Wasser und warte, bis das Wasser ruhig wird. Ich darf still werden, wie dieses Wasser.“ Begleitend bieten die Kirchen in 13 Bremer Gemeinden wöchentliche Treffen zum gemeinsamen Austausch an.

„Im letzten Jahr haben an dieser Fastenaktion in München etwa 6.000 Menschen teilgenommen“, erklärte Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz. Die Bremer Kirchen sind auf den Zug aufgesprungen. „Wenn jetzt nur ein paar Hundert teilnehmen ist das schon ein guter Anfang.“

Zwei prominente Stressopfer haben die „Exerzitien im Alltag“ schon. „Ich wünsche mir nämlich ab und zu einen stillen Raum, „wo ich Unterbrechung finden kann, ohne dass mich einer anpredigt oder ein Bekenntnis von mir verlangt“, sagt Henning Scherf. spo

Infos zur Fastenaktion gibt es beim katholischen und evangelischen Bildungswerk.

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