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Spaniens Radler machen mobil

Zehntausende radelten am Samstag landesweit gegen die desolaten Bedingungen für Fahrradfahrer. Anlass war der tödliche Unfall eines Rennradprofis

MADRID taz ■ Anstatt gepanzerter Limousinen empfing man am Samstag im spanischen Regierungspalast La Moncloa in Madrid erstmals Fahrräder. Eine Gruppe von Radprofis überreichten als Abgesandte einer Großdemonstration einen Brief an den Regierungspräsidenten José María Aznar. Darin verlangen sie mehr Sicherheit für die Radfahrer. Die Demonstration in Madrid war mit 12.000 Teilnehmern die landesweit größte, doch waren in allen spanischen Großstädten zusammen insgesamt zehntausende Radler unterwegs.

Die Zweiradgemeinde hatte den Tod des Radprofis Ricardo Ochoa, der vor zwei Wochen beim Training von einem viel zu schnellen Pkw erfasst wurde, zum Anlass genommen, auf die fehlende Verkehrspolitik zugunsten des Fahrrads aufmerksam zu machen. Alle drei Tage stirbt ein Radfahrer auf Spaniens Straßen. Jeden Tag werden vier verletzt, einer davon schwer. In der Verkehrsplanung sind Fahrräder schlicht nicht vorgesehen. Wer die großen Städte strampelnd verlassen will, muss dies auf vierspurigen Schnellstraßen tun. Überlandradwege gibt es kaum. Und wo sie eingerichtet wurden, bestehen sie in einer Spur auf dem Standstreifen. An Auf- und Abfahrten müssen die Radfahrer zwangsläufig den Autoverkehr kreuzen – ein lebensgefährliches Unterfangen. Auch wurde den Radfahrern bei der Reform der Straßenverkehrsordnung das Vorfahrtsrecht genommen. Um die Zahl der tödlichen Unfälle zu senken, wurde eine Helmpflicht eingeführt.

„Spanien ist zusammen mit Portugal und Griechenland eines der Länder in der EU, die am wenigsten für die Radfahrer unternehmen“, erklärt Cris Kisters, Diplomingenieur für Raumplanung aus Köln, den die Verkehrsabteilung des Madrider Rathauses für ein Projekt zur Förderung des Radverkehrs engagiert hat. 20 Kilometer Radweg gibt es in Spaniens Hauptstadt. Zum Vergleich: In Berlin gibt es immerhin 950 Radwegkilometer.

REINER WANDLER

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