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Tierversuche„Affen arbeiten gut“

■ Primatenforscher Andreas Kreiter plant, seine Versuche an der Uni fortzusetzen

Nach drei Jahren läuft am 30. April die Genehmigung für Affenversuche an der Uni Bremen aus. Deshalb hat Projektleiter Prof. Andreas Kreiter (37) jetzt eine Verlängerung seiner umstrittenen Affenversuche beantragt. Die taz hakte nach.

taz: Sie haben beim Gesundheitssenator eine Verlängerung Ihrer Experimente um weitere drei Jahre beantragt. Erwarten Sie eine Genehmigung?

Prof. Andreas Kreiter: Ja. Warum sollten die Behörden etwas, dass sie vor drei Jahren gebilligt haben, nicht wieder genehmigen. Mein Antrag berücksichtigt die Belange des Tierschutzes. Man würde glatt Recht brechen, wenn die Experimente nicht weiterlaufen dürften.

Soll sich etwas an den Versuchen ändern?

Nein, nicht nötig. Trotz Terror, Druck und Hetzkampagnen haben wir es geschafft, gute Arbeit zu leisten. Trotz der katastrophalen Bremer Arbeitsbedingungen bin ich zufrieden mit unseren Ergebnissen.

Eine Studie im Auftrag des Deutschen Tierschutzbundes beklagt, dass Sie nach drei Jahren Affenquälerei noch gar nichts veröffentlicht haben.

Lächerlich! Ich hätte dem Tierschutzbund vorher sagen können, dass er nichts findet. Außerdem ging viel zu viel Zeit für Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache drauf. Und: Wie oft veröffentlicht wird, ist je nach Wissenschaftsgebiet verschieden. Wir von der systemischen Neurobiologie rechnen mit Zeiträumen von bis zu fünf Jahren.

Was forschen Sie denn zur Zeit?

Wir versuchen, anhand der Gehirntätigkeit der Makaken zu untersuchen, wie Aufmerksamkeit und Gedächtnistätigkeit beim Menschen funktionieren. Das ist Voraussetzung dafür, eines Tages Gehirnkrankheiten verstehen und heilen zu können.

Wann gibt es Ergebnisse?

Die gibt es bereits, müssen jetzt aber verifiziert werden. Wir konnten die Synchronisation zwischen zwei Teilen des Gehirns beobachten, die bei Gedächtnisprozessen auftreten.

Das hört sich trotzig an. Haben Sie je ans Aufgeben gedacht?

Nein. Vieles, was in Bremen passiert ist, erinnert mich an das Deutschland der 30er Jahre. Schon meine Schullehrer haben mich davor gewarnt, solchen Tendenzen je kleinbei zu geben. Wenn mit Morddrohungen und linken Methoden versucht wird, Wissenschaft klein zu machen, finde ich das mehr als bedenklich - und werde wirklich trotzig.

Wie geht es den Affen?

Gut. Sonst würden sie nicht so hervorragend arbeiten. Es sind nach wie vor 10 Tiere. Eines ist schon 9 Jahre alt.

Werden Sie noch mehr Versuchstiere brauchen?

Ja, sicher. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Frage, wie das Gehirn funktioniert, in den nächsten drei Jahren beantwortet wird. Nach drei bis vier Jahren wird es nötig, den Ort, an dem die Messungen stattgefunden haben, mit Gewebeuntersuchungen zu analysieren. Dafür müssen die Affen eingeschläfert werden. Schwer, zu sagen, wieviele Tiere wir dafür benötigen.

Fühlen Sie sich als Buhmann?

Nein. Ich werde eher zum Buhmann gemacht. Dadurch haben sich in Bremen schon viele versucht, zu profilieren.

Fragen: ksc

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