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Walfisch taucht in der Stadtmitte auf

■ Obdachlosenhilfen „Herz As“ und „Haus Jona“ wollen umziehen und erhalten künftig mehr Platz

Die Stadtmission Hamburg plant am Münzplatz an der Ecke Norderstraße/Repsholdstraße die Errichtung eines gemeinsamen Hauses für verschiedene Einrichtungen der Obdachlosenhilfe. Im „Wichernhof“, wie der Neubau in Anlehnung an den Stadtmissionsgründer des 19. Jahrhunderts, Johann Hinrich Wichern, heißen soll, werden sowohl die Tagesaufenthaltsstätte „Herz As“ als auch das „Haus Jona“ ein neues Dach finden. Zudem ist ein soziales Wohnprojekt geplant. Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) und Hauptpastor Lutz Mohaupt von der Stadtmission stellten das Projekt gestern der Öffentlichkeit vor.

Nötig wurde der Neubau, weil die bisherige provisorische Unterbringung des „Herz As“ nicht mehr genügte. Aufgrund der Nähe zum Hauptbahnhof wurde der kleine Pavillon in der Norderstraße zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für sozial Bedürftige. „Mittags drängen sich hier schon mal 140 Leute“, weiß Annette Teichler vom Verein „Herz As“ zu berichten. Der Raum reiche aber höchstens für 100 Menschen. Im neuen Haus werden sich nun bald Essräume, Duschen und Kleiderkammer über zwei Etagen erstrecken.

Auch das Übernachtungsheim „Haus Jona“, bisher in der St. Georgstraße, erhält einen Seitenflügel in dem neuen Trakt. Der „Walfisch“ kann so in Zukunft Zweibettzimmer anbieten. Neu für Hamburg ist das soziale Wohnungsprojekt im Hauptteil des Neubaus. Unter der Aufsicht der Johannes-Wilhelm-Rautenberg-Gesellschaft sollen hier erstmals betreute Plätze speziell für psychisch kranke Obdachlose angeboten werden. Die Zahl dieser Problemgruppe ist in den letzten Jahren besonders stark angestiegen. Auch das Büro der Stadtmission zieht an den Münzplatz. Für Pastor Mohaupt kehrt die Stadtmission damit zu ihren Wurzeln zurück – „mitten in die Stadt“. Die City-Lage hob auch Roth hervor und erklärte das „Herz As“ zum „Doppelherz“ – „das Herz der Obdachlosenhilfe im Herzen der Stadt“. Angetan zeigte sich die Senatorin auch von der städtebaulichen Seite des Projekts. Architekt Olaf Gibbins will mit hoher und dichter Bebauung die historische Struktur an der Norderstraße wieder herstellen. Der erste Spatenstich soll noch im Herbst diesen Jahres erfolgen. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2003 zu erwarten. Den Löwenanteil der Finanzierung trägt die Sozialbehörde. Um allerdings das „Herz As“ auch während der Bauzeit offenhalten zu können, müssen noch 500.000 Mark über Spenden eingetrieben werden.

Nikolai Wehrs

Spendenkonto: Verein Herz As Hamburg e.V., HASPA Kto.Nr. 1235 120 688, BLZ 200 505 50

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