: Gott! Teufels Stoßgebet erhört!
Wähler wählen Reife: Stuttgarter Ministerpräsident kann wider Erwarten feiern. Gegenkandidatin Vogt legt ordentlich zu. Harte Landung für die Grünen
aus Stuttgart HEIDE PLATEN
Jubel bei den Christdemokraten: Im Ländle bleibt nicht nur alles, wie es ist, sondern wird für Ministerpräsident Erwin Teufel (61) sogar noch besser. Rund 45 Prozent der Wähler stimmten gestern bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg für die CDU. Sie entschieden damit, dass er in Stuttgart auch in der nächsten Legislaturperiode weiter regieren kann; wahrscheinlich zusammen mit der gestutzten FDP. Dies jedenfalls kündigte Teufel am Abend an. Aber auch eine absolute Mehrheit der Sitze war bei Redaktionsschluss für die Union noch drin. Teufel jubelte entsprechend: „SPD und Grüne haben nicht nur einen Frontalangriff gegen die Landesregierung gefahren, sondern auch gegen mich – und er ging ins Leere.“ Dass er ein bisschen gezittert hat vor dem Wahlabend, ging aus der Formulierung hervor, „mit einem so fulminanten Ergebnis habe auch ich nicht rechnen können und bin deshalb sehr erfreut“.
Die FDP kam laut Hochrechnung auf 7,9 Prozent. Sie wirkte geschockt. Wirtschaftsminister Walter Döring, sonst nicht maulfaul, klagte einsilbig, er habe sich mehr ausgerechnet. Seine Messlatte lag bei 10 Prozent.
Zweite Siegerin hinter dem frommen und säuerlichen Katholiken Erwin Teufel aber ist die weltliche und lebensfrohe SPD-Kandidatin Ute Vogt (36), die ihre Partei mit einem furiosen Wahlkampf und rund 33,5 Prozent aus dem Stimmungstief der fortgesetzten Niederlagen holte. Man sei jetzt „auf Augenhöhe mit der CDU“, übertrieb sie leicht, und habe „eine sehr gute Ausgangsposition für weitere Erfolge“.
Ihre eigene Position innerhalb der SPD hat sie auf jeden Fall gestärkt. Im Landtag wird sie aber nicht sein: Ihren Wahlkreis Pforzheim konnte die Juristin gegen den CDU-Mann Stefan Mappus nicht holen, und auf der Landesliste hat sie sich nicht absichern lassen. Vogt ist Bundestagsabgeordnete und Parteivorsitzende der baden-württembergischen SPD.
Bei den Grünen war die Enttäuschung groß. Sie hatten zwar ein Absacken auf 8 Prozent im Stillen einkalkuliert: Dass sie aber darunter bleiben würden, erfüllte sie mit Schmerz. Die Landesvorsitzende Monika Schnaitmann machte für den Verlust von über 4 Prozentpunkten vor allem den auf die Personen Teufel und Vogt zentrierten Wahlkampf „der großen Volksparteien“ verantwortlich. Die Diskussion um Jürgen Trittin und Joschka Fischer, sagte sie nach der Wahl, habe keine so große Rolle gespielt.
Dem widersprach Wahlforscher Peter Lösche: Trittin habe mit seiner Skinhead-Äußerung über den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer eine „Steilvorlage“ für die herben Verluste der Grünen geliefert. Der aus Bad Urach stammende grüne Bundespolitiker Cem Özdemir machte Versäumnisse der Grünen bei der Mobilisierung der Jungwähler und einen Bedeutungsschwund der Landespolitik als Ursache für den Stimmenrückgang aus.
Die Reps werden mit 4,2 Prozent nach neun Jahren nicht mehr im Landtag vertreten sein. Der Landesvorsitzende Rolf Schlierer, der sich immer bemüht hat, der Rechtaußenpartei ein bürgerliches Image zu verpassen, machte eine monatelange „Hetzkampagne gegen rechts“ als Ursache für die Verluste in Höhe von 5 Prozentpunkte aus.
Die Prognosen hatten sich in den letzten Wochen des Wahlkampfes gejagt und den Erfolg für die CDU weitaus geringer errechnet. Die junge Herausforderin von der SPD hatte sich danach mit hohen Sympathiewerten bis auf 35 Prozent der Stimmen an den christdemokratischen Amtsinhaber Erwin Teufel herangearbeitet, dem nur um die 40 Prozent vorhergesagt wurden. Das sah die Delegation der Jungen Union am Wahlabend schon vor Bekanntgabe der Endergebnisse viel optimistischer. Daumen hoch und „45 Prozent“ für ihren „Kult-Ministerpräsidenten“ hatten sie prophezeit.
Im März 1996 hatte die CDU 41,3, die SPD klägliche 25,1 Prozent geholt. Die Grünen kamen als drittstärkste Fraktion auf 12,1, die FDP und die „Republikaner“ auf jeweils 9,6 und 9,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag diesmal in Baden-Württemberg bei nur rund 63 Prozent, das sind knapp 5 Prozent weniger als vor fünf Jahren.
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