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■ H.G. HolleinFreiheraus

Die Frau, mit der ich lebe, vergreift sich manchmal. Weniger an mir als in der Wahl ihrer Worte. Als wir unlängst in einem Teppichgeschäft das Verlegen eines neuen Küchenfußbodens besprachen, stellte sich die Frage der Umschichtung von Kühlschrank, Waschmaschine und anderen Schwergewichten. Ich hatte die, wie ich fand, ingeniöse Idee: „Dann fahre ich eben los und leihe mir eine Sackkarre.“ Worauf die Gefährtin glaubte, anmerken zu müssen: „So dicke hast du's nun auch wieder nicht.“ Das wollte die Kundenberaterin vermutlich gar nicht so genau wissen, trotzdem kämpfte sie tapfer gegen ein kaum zu unterdrückendes Prusten an. Die Gefährtin ging derweil mit einem gereizten „Ist doch wahr!“ zur Auswahl der Muster über. Ein verbales Missgeschick nicht unähnlicher Art widerfuhr ihr einmal beim Abheben einer größeren Summe Devisen für den bevorstehenden Urlaub. Die Kassiererin fragte mit argloser Zuvorkommenheit „Wie hätten Sie's denn gern?“, worauf die Gefährtin ebenso arglos zurückfragte: „Wie kommt's denn bei Ihnen?“ Was bei der Frau hinter dem Schalter eine leichte Rötung der Gesichtsfarbe hervorrief. Und einen Blick, der eine gewisse Skepsis über die Vorzüge einer offensiven Bekundung weiblicher Sexualität ahnen ließ. Zumeist lohnt es sich nicht, der Gefährtin im Nachhinein klar zu machen, was sie da von sich gegeben hat. Dringend nötig war es jedoch im Fall einer Kommilitonin, die den schönen Namen „Annalis“ trug. Durch eine kuriose mentale Fehlleistung war es der Gefährtin offenbar unmöglich, von der Betreffenden anders als „Analis“ zu sprechen. Auf ihren Lapsus hingewiesen, zeigte die Gefährtin allerdings wenig Einsicht und tat nur trotzig kund: „So heißt man aber auch nicht.“

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