: Herz zeigen, Eier verstecken und Zeichen setzen
Der Ostersamstag
Gesetzt den Fall, dass von interessierter Seite nach dem persönlichen Herzenssender geforscht würde – wer anders als das ZDF wäre anzuführen, steht doch dem Zweiten die Herzenswärme ins Programm geschrieben. Kaum dass die Osterglocken der Nachtruhe ein Ende bereitet haben, erfolgt im Frühtau der Aufbruch mit Seesack und -pack zu den „Irrfahrten des Herzens“ (14 Uhr), die unabänderlich zur „Verwirrung des Herzens“ (15.30 Uhr) führen. Hoffnung auf eine glückliche Heimkehr besteht ab Sonntag, wenn um 20.15 Uhr die zweigeteilte „Reise des Herzens“ beginnt.
Asbestkleidung empfiehlt sich den Augenzeugen der ARD, wenn dort die „Flammen der Liebe“ (15.05 Uhr) lodern. Auch Vox spielt mit dem Feuer – „Ein höllisch guter Engel“ (15 Uhr) reibt sich schon mal vergnügt die Flügel in der Aussicht, ein braves Menschenkind der Verdammnis zuzuführen.
In „Absolute Power“ (20.15 Uhr, ZDF) beobachtet Clint Eastwood einen Missbrauch präsidialer Macht, hält sich aber einer kleineren Missetat wegen aus der Sache raus und ist schon fast außer Landes, als er seinen lüg-nerischen Präsidenten im Fernsehen sieht. Clint kneift die Augen zusammen und das genügt bewährten Zuschauern als Signal, dass in Washington bald ein Amt frei wird. Und ehe wieder Spekulationen laut werden, Eastwood, auch Regisseur des Films, habe den liberalen Clinton im Visier gehabt, wäre noch in Betracht zu ziehen, wie hier das Watergate Hotel konnotativ ins Bild gerückt wird. Die junge Dame, die in der Auftaktsequenz so anmutig über die Schulter des alten Kunstfreundes blickt, ist übrigens Eastwoods erstgeborene Tochter Allison.
Zeichen setzte auch Jan de Bont in „Speed“ (20.15 Uhr, Pro 7). Die Werbetafeln am Bus kommentieren das Geschehen, und am Ende geht auf das Heldenpaar ein Regen aus Verbundglassplittern nieder, als werde es von Hochzeitsgästen segenshalber mit Reis beworfen.
Zur Nacht machen sich riesige Heu- und andere Schrecken im Gerät breit, aber keine Panik – die Wissenschaft hat festgestellt, dass es keine Monsterinsekten geben kann, weil das Gewicht ihres Panzers jede Bewegung verunmöglichen würde. Wenn freilich das Getier so pfiffig wäre wie das in „Starship Troopers“ (23.15 Uhr, RTL), fände es womöglich auch dafür eine Lösung, denn die Filmbiester werfen Meteoriten vom Himmel, setzen Feuerwalzen in Gang und sind auch sonst nicht um Einfälle verlegen, wenn es darum geht, die Menschheit auszutilgen. Ein Heer frisch ausgebildeter junger Leutchen nimmt den Kampf gegen das extraterrestrische Ungeziefer auf, was den Special-effects-Experten einiges Geschick abverlangte.
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