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Abkassieren mit Telefonservice

Eigentlich sind sie für flexible, ortsunabhängige Kundenbetreuung gedacht. Doch immer mehr Firmen lassen sich ohne Not so genannte Servicenummern einrichten. Dabei klingeln nach der Vorwahl 0180 zuerst die Kassen der Telefonfirmen

von MATTHIAS SPITTMANN

Mit dem Hinweis auf „nur 24 Pfennig pro Minute“ werben immer mehr Firmen für so genannte Servicenummern mit der Vorwahl 01805. Doch korrekterweise müssten sie das Wörtchen „nur“ weglassen: Ein Anruf kostet bis zu achtmal so viel wie ein normales Ferngespräch. Dass trotzdem immer mehr Unternehmen entsprechende Nummern einrichten lassen und auch noch heftig dafür werben, hat nicht nur mit den Zusatzfunktionen des 0180-Dienstes zu tun, sondern immer öfter auch damit, dass ihnen ihre Telefongesellschaft für jeden eingehenden Anruf Geld zahlt.

Bei Sondernummern wie 0800, 0180 und 0190 sieht der Anrufer nicht, wohin er telefoniert: Sie können auf jede beliebige Telefonnummer geschaltet werden. Das hat den Vorteil, dass abhängig von der Tageszeit oder dem Ort des Anrufs an verschiedene Zielrufnummern weitergeleitet werden kann – ohne das würden Call Center kaum funktionieren.

„Die wenigsten Firmen nutzen aber die Verteilungsmöglichkeiten. Meist werden 0180-Nummern nur auf einen einzelnen Telefonanschluss weitergeleitet“, hat Marc Langer herausgefunden. Der 21-Jährige betreibt im Internet unter www.tk-anbieter.de/0180 das „0180-Telefonbuch“, in dem er Hinweise auflistet, welche realen Nummern hinter den 0180ern stecken und deshalb genauso gut, aber preiswerter benutzt werden können. Das ist besonders wertvoll für Handy-Nutzer, für die 0180-Anrufe locker das Zehnfache eines normalen Telefonats kosten können. Nicht umsonst rücken die Mobilfunkfirmen nur ungern ihre Tarife für Sondernummern raus.

Bei der Betreuung seiner Website sieht sich Langer jedoch zusehends vor Probleme gestellt. Unter den Unternehmen, die sich 0180er-Nummern schalten lassen, gibt es immer mehr, für die keine normale ortsgebundene Realnummer herauszufinden ist – die hohen Entgelte, die die Telefonfirma erhält, die eine 0180-Nummer schaltet, wecken Begehrlichkeiten. Insider berichten, dass Telefonfirmen Inhabern von 0180-Nummern kostenlose Telefonanschlüsse und Telefonanlagen anbieten – unter der Voraussetzung, dass sämtliche eingehenden Anrufe über diese Nummern abgewickelt werden. Auch Belohnungen werden versprochen: Wer bei der Firma CNS eine 01805-Nummer bestellt, bekommt bei ankommende Anrufe 3 Pfennig pro Minute „Werbekostenzuschuss“.

Dabei ist bei 0180-Nummern eine Auszahlung an den Angerufenen nach den Vergabebedingungen ausdrücklich verboten: Die Vorwahl 0180 steht nämlich für „shared cost“, d. h. der Angerufene übernimmt einen Teil der Telefongebühren.

„Diese Auszahlungen belegen, dass die Tarife für Sondernummern völlig überhöht sind“, fordert Langer. Wegen der Preisstürze im Telefonbereich sind die 0180-er auch für Harald Dörr von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation „eigentlich nicht mehr zeitgemäß“. Man brauche nur noch für den Anrufer kostenlose Nummern oder die 0190-Dienste, bei denen der Angerufene einen Großteil des Geldes bekommt.

Doch initiativ werden will die Behörde wohl vorerst nicht. Und so bleibt Telefonierwilligen nur das 0180-Telefonbuch – oder der Boykott aller Firmen, die nur ihre 0180-Nummern angeben.

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