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Skopje verstärkt Offensive

Makedoniens Regierung erwägt die Verhängung des Kriegszustandes – EU warnt

SKOPJE rtr ■ Die makedonischen Streitkräfte haben ihre gegen albanische Rebellen gerichtete Offensive am Sonntag verschärft. Anders als in den Vortagen setzten die Spezialeinheiten schwerere Artillerie gegen Dörfer im makedonischen Nordosten ein. Mehrere Häuser in der OrtschaftVakcince wurden von Einschlägen getroffen.

Die Armee hatte bereits am Vortag den Ring um mehrere Orte in der Nähe der Grenze zur serbischen Provinz Kosovo dicht geschlossen. Wiederholte Aufrufe der Regierung an die Zivilisten, das Kampfgebiet zu verlassen, wurden offenbar bisher nur von wenigen befolgt.

Die Angriffe zur Vertreibung der albanischen Rebellen der Nationalen Befreiungsarmee UÇK hatten am Donnerstag begonnen. Zuvor hatten Rebellen zehn Angehörige makedonische Soldaten und Polizisten getötet. Ein Albanervertreter sagte, nach unbestätigten Berichten seien bis zu zehn Zivilisten bei den Angriffen am Wochenende getötet worden.

Ministerpräsident Ljubco Georgievski sagte am Samstagabend nach einem Treffen mit Makedoniens Präsident Boris Trajkovski und Armeevertretern, man habe gründlich über eine Verhängung des Kriegszustands diskutiert. Vor der Entscheidung, die den Streitkräften mehr Kompetenzen einräumen würde, müssten jedoch die anderen Parteien gehört werden. Nötig ist zudem eine Zweidrittelmehrheit im Parlament, damit das Kriegsrecht in Kraft treten könnte.

Die EU-Außenminister drängten auf ihrem informellen Treffen im schwedischen Nyköping Makedonien dazu, den Kriegszustand nicht zu verhängen. „Eine Kriegserklärung ist kein Schritt, den die EU zu diesem Zeitpunkt gerne sähe“, sagte Schwedens Außenstaatssekretär Hans Dahlgren in Nyköping. Der Koordinator der Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Javier Solana, wollte noch gestern zu Gesprächen mit der Regierung nach Makedonien reisen. Schwedens Außenministerin Anna Lindh und EU-Außenkommissar Chris Patten werden in der kommenden Woche in Skopje erwartet.

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