: Euro rollt unter Polizeischutz
Die Polizei bereitet sich beim Geldumtausch auf Überstunden vor. Für die Erstausstattung in der Region werden 284 Millionen Euro-Noten und 1,1 Milliarden Münzen gebraucht
Das Euro-Zeitalter beginnt für die Polizei mit einer Urlaubssperre. Polizeipräsident Hagen Saberschinski hat für seine Beamten ab Januar 2002 auch sämtliche Seminare und Weiterbildungen abgeblasen. Überstunden sind angesagt, sobald die neuen Euro-Münzen und -scheine zum Zahlungsmittel werden.
284 Millionen Euro-Noten und 1,1 Milliarden Münzen sind für die Erstausstattung in Berlin/Brandenburg erforderlich. Ab September erhalten die Kreditinstitute erstes Bargeld aus den Landeszentralbanken. Die „Euro-Kontaktstelle Berlin“ erfasse jetzt, wie oft dabei Transporte, Gebäude oder Räume zu sichern oder zu schützen seien, sagte Polizeidirektor Olaf Schremm gestern. Er leitet diese Informations- und Auskunftsstelle, die den Sicherheitsbedarf von Unternehmen, Banken oder Sparkassen ermittelt. Geldbewegungen innerhalb ihrer Häuser müssten die Unternehmen selbst schützen, zum Beispiel durch private Sicherheitsdienste. Sobald aber öffentliche Transportwege berührt seien, obliegt dies der Polizei.
Gegebenenfalls stünden sämtliche Berliner Beamten für Objektschutz oder Transportbegleitung zur Verfügung, sagte Saberschinski. Allein die Schutzpolizei umfasst 14.000 Uniformierte. Ab Januar 2002 werden weitere 1.500 Mann in Reserve gehalten. Zu tun gibt’s schon jetzt: Noch bis Ende August werden Münzen und Scheine im Auftrag der Bundesbank von der Bundesdruckerei zu den Landesbanken transportiert. Ab September legen dann die Kreditinstitute ihre Euro-Vorräte an. Wie viele Einsätze zu erwarten seien, wollte Saberschinski sicherheitshalber nicht sagen. Bundes- oder europäische Finanzhilfen gibt es dafür nicht. Die Berliner Polizei trägt die Kosten sämtlicher Einsätze selbst.
Bereits jetzt würden erste Fälle von Haustür-Umtauschangeboten gewiefter Trickbetrüger bekannt, warnte Kriminaldirektor Uwe Schmidt. Im ersten Quartal 2001 tauchte insgesamt 821-mal Falschgeld auf, fast doppelt so oft wie im Vorjahresvergleich. TILMAN STEFFEN
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