: Ecotec V – gebaute Zukunft
■ Der Gebäudemanagement-Ingenieur Niemeyer baut derzeit im Technologiepark sein fünftes Vorzeige-Projekt: Ein 10.-000 Quadratmeter-Niedrigenergie-Bürohaus
„Ich komme gern hier her“, freute sich gestern vormittag Bremens Bau- und Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD). Selten in ihrem Amt passen nämlich die beiden Teile, die Interessen der Bauseite und der Umweltseite so gut zusammen wie beim feierlichen Richtfest für den Bau „Ecotec V“, der gestern im Technologiepark im Schatten des Fallturms gefeiert wurde. Das Gebäude sieht derzeit noch völlig unspektakulär aus: ein Gebilde aus Beton-Pfeilern, ein großer rechteckiger Klotz, in der Mitte fehlt das Dach. Das hat System. Denn hier soll das energiesparsamste Bürogebäude der ganzen Republik entstehen. Der Innenhof ist nicht nur „Atrium“, in dem ein japanischer Garten wachsen soll, er hat auch eine wichtige Funktion als Klimapuffer. In die Betondecken zwischen den Geschossen werden Kühlschläuche eingelegt, die im Sommer mit kühlem Wasser aus dem Erdreich durchflossen werden. Große, energieverbrauchende Kühlanlagen sind damit überflüssig.
Im Sommer würde die Luft unter einer normalen Verglasung kochen. Das wird im Gebäude Ecotec V nicht passieren: Für 5,6 Millionen Mark, etwa zwei Millionen davon vom Bundesforschungsminister gesponsert, will der Bauherr, der Architekt und Ingenieur Hans-Jürgen Niemeyer, „elektrochromatische Glasscheiben“ legen, die durch geringe Spannungen ihre Farbe verändern und als blaue Scheiben dann die Sonnenstrahlen reflektieren würden. „Sie haben so etwas an der Sonnenbrille“, erklärt Niemeyer das Prinzip, da funktioniere es ohne Spannung. In solch großflächigem Maßstab gibt es das aber bisher noch nicht.
Unter dem Glasdach werden im Sommer die Ingenieure zur „Technischen Akademie Bremen“ pilgern und effizientes Bauen und moderne Energie- und Umwelttechnik kennenzulernen. Als Kaufmann hat die Niemeyer-Firma die Mehrkosten in Kauf genommen – die Gebäudetechnik insgesamt kostet in dem Bau 9,6 Millionen Mark –, um alles möglichen anderen Bauherren vorführen zu können: Es funktioniert. Wirklich! Die ersten Erfahrungen mit dieser neuen Technik wird Niemeyer am eigenen Baukörper machen.
Auch die Beleuchtung wird in dem Bürohaus optimiert sein. Bewegungsmelder werden das Licht automatisch ausschalten, wenn die Beschäftigten vor ihren Bildschirmen eingeschlafen sind. Ein Helligkeitssensor sorgt dafür, dass die Räume nicht unnötig erleuchtet werden. Die erforderliche Rest-Wärme werden die Großrechner des Zentrums für Angewandte Raumfahrttechnik (ZARM) liefern, deren Abwärme dafür genutzt werden soll. Auch an den Fassaden gibt es natürlich Sonnenschutz-Vorrichtungen für die Fenster, integrierte Photovoltaik-Anlagen liefern bei großer Sonneneinstrahlung große Energie-Mengen für die Kühlung.
Ungefähr die Hälfte der 10.000 Quadratmeter Geschossfläche wird das ZARM mieten, den Rest teilen sich das „Institut für Wissenstransfer“ (IfW) der Universität, die „Technische Akademie Bremen“ des Bauherren Niemeyer und das das „Institut Technik und Bildung“ der Universität. Die Zählweise „V“ verweist darauf, dass der Bauherr schon vier ähnliche moderne Bürogebäude gebaut hat. Senatorin Wischer fand nur die besten Worte für den Erfinder dieses High-Tech-Gebäudes: „Ein Macher, der beweist, dass umweltschonende Bauweise und wirtschaftlicher Erfolg zusammengehen können“.
K.W.
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