: Die unsichere Existenz soll endlich ein Ende haben
Die Stiftung Warentest will von der Politik unabhängig werden. Dazu soll die Regierung sie aber erst einmal mit Stiftungskapital unterstützen
BERLIN taz ■ Die Stiftung Warentest will jetzt wirklich eine Stiftung werden. „Um mit den Zinsen arbeiten zu können, brauchen wir ein Stiftungskapital von 160 bis 170 Millionen Mark“, sagte der Chef der Organisation, Werner Brinkmann. Gestern legte er in Berlin die Geschäftsbilanz 2000 vor.
Hinter den Anstrengungen steht der Gedanke, die Organisation und ihre Arbeit von der Politik unabhängig zu machen. Bislang funktioniert die „Stiftung“ nur pro forma, über ein Stiftungskapital verfügte die Organisation nicht. Sie finanzierte sich bislang aus Einnahmen ihrer Zeitschriften und Broschüren. Außerdem erhielt sie einen jährlichen Bundeszuschuss von 13 Millionen Mark, etwa 10 Prozent des Gesamthaushalts. Damit sollte das Anzeigenverbot in den Publikationen der Stiftung ausgeglichen und ihre Unabhängigkeit gesichert werden.
Dieser Zuschuss sollte im Juli letzten Jahres auf 8 Millionen Mark ab 2001 gekürzt werden. Die Stiftung Warentest zeigte sich damals geschockt und sah ihre Existenz „akut gefährdet“. Letztlich fiel die Kürzung dann moderater aus, der Jahreszuschuss beträgt nun immerhin 11 Millionen Mark.
Obwohl die Stiftung Warentest noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen ist, sitzt der Schrecken noch tief. „Der Konflikt um die Höhe der Zuwendung hat uns deutlich gemacht, wie ungesichert unsere Existenz ist“, sagte Warentest-Chef Brinkmann. Es könne nicht sein, dass die Finanzierung von der politischen Wetterlage abhänge. Jetzt komme es darauf an, den Geburtsfehler der Stiftung, nämlich über kein Stiftungskapital zu verfügen, zu beseitigen.
Dafür habe die Stiftung die Satzung geändert und seit 1. Januar ein Anfangskapital von 18,4 Millionen Mark angelegt. Das Geld stammt noch aus den Zuwendungen zur Gründung eines Stiftungskapitals, das von 1965 bis 1968 regelmäßig gezahlt wurde. Brinkmann sagte, jetzt müsse die Politik die Gründung der Stiftung vollenden.
Bei den noch fehlenden 140 bis 150 Millionen Mark setzen die Warentester große Hoffnungen auf Verbraucherministerin Künast, die der Stiftung für 2002 eine Anhebung der öffentlichen Zuwendung auf 11,5 Millionen in Aussicht gestellt hat.
Die Stiftung Warentest beschäftigt 257 Mitarbeiter und schloss das Jahr 2000 mit einem Plus von 5,4 Millionen Mark ab. Die Anzahl der Tests hat sich von 126 im Jahr 1999 auf 146 erhöht. Der Zeitschriftenverkauf ging leicht zurück. MARIUS ZIPPE
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