: Der Hunte-Kommentar
Mit dem heutigen Stichtag ist die Oldenburger Verwaltungsreform auch in der Kultur angekommen. Der „Fachbereich Kultur“ unter Ex-Stadtbibliotheksleiterin Christiane Cordes ist in trockenen Tüchern. Doch schlägt man dieses Tuch auf, fehlt darin der „Fachdienst“, also das ehemalige Kulturamt. Das gibt es jetzt in Oldenburg nicht mehr.
Und das kam so: Für die bundesweit ausgeschriebene Stelle fanden sich geeignete Bewerber, die Verwaltung hatte sich auch rasch auf einen der externen Bewerber geeignet. Aber die Politik, das heißt die CDU-Ratsfraktion unter OB Poeschel wollte Ex-Presseamtsleiterin Anja Gieselmann auf diesen Posten hieven.
Die hatte schon als Pressechefin nicht geglänzt und sich eine eigens für sie geschaffene Marketingstelle im Horst-Janssen-Museum basteln lassen. Diese Stelle aber ist ineffektiv, genau wie ihre Besetzung. Da Verwaltung und Politik sich nicht einigen konnten, wurde die Stelle „Fachdienstleitung Kultur“ jetzt eingestampft. Das verbleibende Kulturküchlein wird auf die bestehenden Institutionen verteilt: Die Artothek (Bildausleihe und Ausstellungen) geht an die Stadtbibliothek, das Edith-Russ-Haus wird dem Stadtmuseum und Ewald Gässler zugeschlagen. Doch der hat schon mit dem Janssen-Museum genug zu tun und von Multimedia keine Ahnung.
Was bleibt? Ein „Kulturbüro“. Was ist das? Das sind Monika Eden, Leiterin des Literaturbüros (das sowieso zum größten Teil vom Land finanziert wird), Hans-Dieter Remmers, ehemals kommissarischer Leiter des Kulturamtes, eigentlich für Musik zuständig, dann für Verwaltung – und nun? Außerdem noch Paula von Sydow für ein bisschen „Erinnerungsarbeit“ (woran? An die Oldenburger Kultur?), ein bisschen Kunst – mit befristetem Vertag.
Man darf sich fragen, wozu man dieses Amt überhaupt noch braucht. Man hat doch die Kulturetage. Die organisiert den Kultursommer für die Stadt, sammelt Geld, viel Geld von Sponsoren ein, und gibt neben dem eigenen Ensemble auch lokalen Bands und Theatergruppen Auftrittsmöglichkeiten.
Wozu also noch öffentliche Stellen? In genau dieses Fahrwasser, in dem öffentliche Verantwortung und damit auch Gestaltung, politische Fragestellungen wie „was will ich“ abgesägt werden, gerät die derzeitige Entwicklung. Und da sind auch freie Träger und Institutionen gefragt, sich nicht nur über den Machtzuwachs zu freuen, sondern die langfristigen Perspektiven im Auge zu behalten. Denn privatwirtschaftliche Gestaltung ist immer auch sehr von persönlichen Geschmacksfragen abhängig, die nicht weite Felder der kulturellen Landschaft einer Stadt bestimmen dürfen.
Marijke Gerwin
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