: On the banks of Finkenwerder
„Das ist der Dammbruch“: Airbus-GegnerInnen besetzen Baustelle im Mühlenberger Loch und fordern Baustopp ■ Von Heike Dierbach
„Mühlenberger Milliardenloch 500 Meter“ steht auf dem Wegweiser am Elbufer Blankenese. Wer den Blick über die Elbe schweifen lässt, erkennt zwischen den Baggern auf der anderen Seite schemenhaft Transparente. Von einem Container flattert eine schwarz-rote Fahne. Die Freie Republik Mühlenberger Loch? Fast: Gestern morgen besetzten rund 30 AktivistInnen des Schutzbündnisses für Hamburgs Elbregion den neu aufgespülten Deich vor dem Dasa-Gelände und forderten einen sofortigen Baustopp bis zur Entscheidung des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichtes (siehe rechts).
Ein Pendelverkehr mit Jolle und Schlauchboot bringt NachzüglerInnen und JournalistInnen über die Elbe zur Baustelle. Die Wasserschutzpolizei nimmts gelassen. Auf der künstlichen Insel im Mühlenberger Loch haben sich die AktivistInnen zwischen Baggern und Rohren mit Isomatten und Picknickkörben eingerichtet. Jemand lässt einen bunten Drachen steigen. Eine Gruppe singt: „Go, Mirow, go, zu Prognos ins Büro! There is plenty of gold, so I've been told, on the banks of Finkenwerder...“.
Die Wasserschutzpolizei kommt in einem Schlauchboot mit einem Vertreter der Baufirma Möbius, um die Leute darauf hinzuweisen, dass die Fläche gerade neu aufgespült sei, „und wenn Ihnen hier einer verloren geht, ist das Ihre Verantwortung“. Die AktivistInnen lachen: „Ist doch ganz stabil hier.“ Einer, der schon vor Jahren bei der Besetzung der Texaco-Bohrinsel im Wattenmeer dabei war, beruhigt: „Damals haben Sie auch versucht, uns Angst zu machen – es käme gleich eine Sturmflut.“ Jeanette Kassin aus Finkenwerder hofft, „dass diese Aktion ein Dammbruch ist“ Denn für viele sei es das erste Mal, dass sie etwas „besetzen“. Zum Beispiel für Birgit Mund aus Blankenese: „Ich bin kein Revoluzzertyp. Aber wenn etwas ungerecht ist, das regt mich auf.“
Die Besetzung verlief ohne weitere Zwischenfälle, gegen 17 Uhr verließen die AktivistInnen die Baustelle wieder.
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