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kurzmitteilung erhalten:SMS vom Steffel-Team :-)

Der Wahlkampf mittels Handy

Was verbindet Marshall McLuhan und Frank Steffel? Der CDU-Kandidat für den Posten des Regierenden Bürgermeisters von Berlin setzt McLuhans „The medium is the message“ konsequent um: Im Zeitalter von SMS (Short Message Service) muss die Botschaft vor allem kurz sein. Sie wissen: Auf wenigen Tasten werden heute Klausuren manipuliert, Ehen zerstört und Millionengeschäfte ausgehandelt. Und eben auch Wahlkämpfe geführt.

Täglich erreichen solche Kurzmitteilungen des „SteffelTeams“ die Journalisten in Berlin: „Frank Steffel laedt ein: Tanken ohne OE.K.O.-Steuer! Do. 19.07.8-12h SPRINT-Tankstelle, Mecklenburgische Strasse“. Alle Empfänger dieser SMS sind natürlich zum Polittanken schon per CDU-Fax, Agenturvorschau, Internet eingeladen, aber um den Termin geht es nicht wirklich. Durch die Verwendung neuer Kommunikationsformen soll der Eindruck entstehen, der da Tankwart spielt sei ein ganz Innovativer. Raffiniert, raffiniert.

So einfach ist dann allerdings doch nicht: Wie alle Medien hat auch SMS seine ganz eigenen Gesetze. Ein Kollege, der zu seligen New-Economy-Zeiten für einen per Display abrufbaren Reiseführer „Content“ erstellte, versichert glaubhaft, er habe in seinem Berufsleben keiner schwierigeren journalistischen Aufgabe gegenübergestanden, als Berliner Bordelle auf 160 Zeichen zu rezensieren.

Mit der Beschränkung aufs Wesentliche tut sich das SteffelTeam noch schwer: „Pressegespraech, 20.07., 11h, Abgeordnetenhaus, Raum 539: Kaczmarek u. Schmitt: Erste Katastrophen-Bianz von rot-(rot)-gruen.“ Echte SMS-Profis hätten den Termin so angekündigt: „ACHTUNG, ACTION. SCHMITT: ‚BOEGER GROESSTE POLITNUTTE (-:“.

An der SMS-Form muss das Steffel-Team also noch arbeiten. Ein anderer Fehler ist allerdings unverzeihbar: Wer als Multimedia-Meister gelten will, darf auf keinen Fall die Redaktionshandys vom Spiegel vergessen. Im heute erscheinenden Heft feiert das Nachrichtenmagazin „Politiker und Info-Technik“: Eine ganze Seite SMS und kein Wort über Frank Steffel. Statt dessen darf die Bundestagsabgeordneten Katrin Göring-Eckardt ihre schlimme Sehnenscheidenentzündung in die Kamera halten. In Sachen Multimedia-Kompetenz wird Steffel also geschlagen – von einer Grünen. Mit Doppelnamen. Aus dem Osten. Kurzmitteilung ans Steffel-Team: „GEFEUERT!

ROBIN ALEXANDER

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