: The Rave Must Go On
Nach dem Gerangel um Termin und Status des Techno-Events hat sich der Regierende Bürgermeister zu Wort gemeldet: Das Spektakel soll in Berlin bleiben. Im nächsten Jahr dröhnen am 13. Juli Bässe
von DIRK HEMPEL
Kaum ist die 13. Love Parade vorbei, macht sich Berlin Gedanken um die Zukunft des Musikspektakels. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will, dass die Veranstaltung auch in den kommenden Jahren stattfindet. Auch der Tourismuschef der Hauptstadt, Hanns Peter Nerger, bescheinigt dem Event die „Kraft zum Supererfolg“. Politiker und Veranstalter müssten sich schnell einigen, wie in den nächsten Jahren die Bedingungen für die Veranstaltung aussehen sollen. Immerhin steht der Termin fürs nächste Jahr schon fest: Am 13. Juli wird wieder umsonst und draußen getanzt.
Die Love Parade, die am Samstag erstmalig nicht als politische Demonstration stattfand, verzeichnete dieses Jahre weit weniger Teilnehmer als in den vergangenen Jahren. Die Polizei sprach von rund 800.000 Techno-Begeisterten, die Veranstalter wollen immerhin über eine Million Raver gezählt haben. Im vergangenen Jahr hatten sich noch 1,3 Millionen beteiligt.
Zwar tat das vorangegangene Geplänkel um Termin und Status des Events der Stimmung der angereisten Raver keinen Abbruch. Der Schaden für den Veranstalter Planetcom und die Tourismuswirtschaft in der Stadt ist hingegen deutlich: 50 Millionen Mark sind Berlin nach Schätzung von Tourismus-Chef Nerger durch das Hin und Her entgangen. Planetcom soll in diesem Jahr sogar Verlust gemacht haben. Sponsoren waren abgesprungen, weil die Parade um eine Woche verschoben werden musste. Weil der Techno-Umzug diesmal keine politische Demonstration war, mussten die Veranstalter die Kosten für die Müllbeseitigung übernehmen – mehr als 660.000 Mark.
Der Love-Parade-Mitbegründer und DJ Dr. Motte hält jedenfalls am Charakter der Veranstaltung fest. Seiner Ansicht nach soll künftig „eine nicht profitorientierte Struktur“ das alljährliche Spektakel ausrichten.
Den Segen der Berliner Politik dürfte er dafür leicht bekommen. Die Spitzenkandidaten von SPD, CDU und Grünen – Wowereit, Frank Steffel und Sibyll Klotz – beteiligten sich tanzend und wahlkampfwirksam an dem Umzug. Wowereit will sich schnell mit den Organisatoren zusammensetzen. „Das ist eine gute Werbung für Berlin und auch ein Wirtschaftsfaktor“, so der Regierende Bürgermeister.
Einzig ein Polizeisprecher freute sich über die geringere Besucherzahl: „Ist doch besser so, da gibt es weniger Gedränge und Rempeleien.“ 2.000 Polizisten und 1.700 Bundesgrenzschützer waren im Einsatz. 180 Personen wurden wegen Drogendelikten festgenommen, in etwa 3.800 Fällen mussten Sanitäter Hilfe leisten. Am Samstagmorgen war ein 20-jähriger Österreicher am Bahnhof Charlottenburg betrunken vor einen Zug getorkelt und dabei ums Leben gekommen.
Reportage SEITE 21
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen