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Auf alten Wege

■ Dürer-Attentäter kehrte gestern ins Klinikum Nord in Ochsenzoll zurück

Gestern morgen, kurz vor neun Uhr, klingelte Hans-Joachim B. an der Tür des Hauses 18 der forensischen Psychiatrie im Klinikum Nord. Er kehrte freiwillig zurück, nachdem der als „Dürer-Attentäter“ bekannt gewordene 63-Jährige zwei Tage lang noch einmal alte Wege nachgegangen war. Montag Mittag, so berichtete er, habe er vor der Einrichtung für Betreutes Wohnen in Wandsbek gestanden und sich gefragt, ob er, wie verabredet, nach Ochsenzoll zurückkehren oder mal etwas anderes unternehmen sollte.

Er entschied sich für letzteres und sah sich Orte an, an denen der seit 13 Jahren Eingesperrte lange nicht mehr gewesen war. Er guckte nach Bäumen, die er einst gepflanzt hatte, er aß an Pommesbuden und schlief im Harburger Schlosspark. „Ich wusste von vornherein, dass ich nach Ochsenzoll zurückkehren würde“, sagte er und beteuerte, er habe keine Museen besucht und keine Straftaten begangen. Die Polizei verhörte ihn und hat keine Zweifel an seiner Version.

Er habe sich „etwas gönnen wollen“, sagte B. den Psychiatern nach seiner Rückkehr. Warum er mit diesem Ausflug seine Entlassung in vermutlich ferne Zukunft gerückt und sich seiner Lockerungen beraubt hat, sollen seine Therapeuten nun herausfinden. „Wir sind froh, dass er wieder da, und dass nichts geschehen ist“, sagt Siegmar Eligehausen, Sprecher des Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK). Die therapeutischen Maßnahmen hätten offenbar gegriffen, denn B. zerstörte keine weiteren Kunstwerke. Allerdings bestehe das Problem, dass er sich nicht zuverlässig an Absprachen halte. Das solle nun gemeinsam mit ihm aufgearbeitet werden. Sandra Wilsdorf

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