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unterm strich

Viel Musik, viel Prominenz, da hat sogar die Zeit ihr neuerdings popfrisches Feuilleton zur Bild- und Rezensionsstrecke rund um Bayreuth und Salzburg umgewidmet und den würdigen Eckhard Henscheid zu Wagners „Meistersänger“ in die Oper geschickt. Deshalb wollen auch wir nicht nachstehen und liefern die ultramegageilen Richard-Wagner-Tops in Kurzform. Mittwoch war okay, die „Götterdämmerung“ macht sich immer gut als Chill-out in der ersten Aufführungsreihe zum „Ring des Nibelungen“. Dirigent Adam Fischer war extrem gut drauf an dem fast siebenstündigen Abend auf dem Grünen Hügel. Klasse auch der Sänger vielköpfiger Schar, für die es Ovationen gab, bis der Arzt kam.

Dabei hatte sich der Regisseur Jürgen Flimm auf ein „Wagner-Wagnis“ (Mannheimer Postbote) eingelassen und den Schlussteil völlig neu gestaltet. Tatsächlich war seine Entscheidung, gerade das Finale konzeptuell zu straffen, dafür aber vor allem optisch attraktiver als im Premierenjahr 2000 aufzujazzen, völlig richtig. Wagner hätte vielleicht geweint wegen der einen oder anderen fehlenden Hebung, doch das Publikum fand’s prima, rief dem Ensemble zum Abschied ein lautes und begeistertes „Nie mehr Zweite Liga“ zu und rollte sich dann über die Möpse am Büfett.

Heute steht noch mal eine „Parsifal“-Inszenierung von Festspielleiter Wolfgang Wagner auf dem Programm, die nicht so doll sein soll. Nachdem Placido Domingo und Waltraud Meier abgesagt haben, ist die Stimmung trotzdem ganz oben, auch wegen des triumphalen Peter Seiffert als Schwanenritter. Außerdem hat sich rund um den Festspielhügel das Gerücht herumgesprochen, dass der Franzose Patrice Chereau, der 1976 den seither legendären „Jahrhundert-Ring“ inszeniert hat, die Neugestaltung von „Parsifal“ im Jahr 2004 übernehmen könnte. Der 82-jährige Wagner-Enkel Wolfgang hält das für eine „riesengroße Überraschung“, für die er sicherlich auch in drei Jahren als Festspielleiter zur Verfügung stehen will und muss. Sonst wird Lothar Matthäus den Job übernehmen, der kann ja auch nicht mehr loslassen, seit er den Heiligen Gral einmal in der Hand gehalten hat.

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