: „ ... für kleine Jungs interessiert“
Für die CDU ist diese Äußerung von Schulsenator Böger (SPD) über Landowsky „bewusst zweideutig.“ Böger: Alles nur ein Missverständnis, übermittelt vom Handy im Supermarkt. „Mir liegt es fern, pädophile Absurditäten zu unterstellen“
Am Wochenende setzte das Berliner Sommertheater das Stück „Ekel-Wahlkampf in der Hauptstadt“ unangekündigt erneut auf den Spielplan. Das angewiderte Publikum staunte über eine Neuerung: Der Klassiker „CDU beleidigt Klaus Böger“ wird jetzt angeblich umgekehrt besetzt geboten.
Der SPD-Schulsenator hatte am Wochenende in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt: „Da war Steffel 15. Ich wusste noch gar nicht, dass sich Landowsky für kleine Jungs interessiert.“ Damit bezog er sich auf eine Aussage von Klaus Landowsky, der den Spitzenkandidat der Berliner CDU, Frank Steffel, als tüchtigen und charismatischen Politiker bezeichnete und behauptete, er kenne den heute 35-jährigen Steffel schon seit 20 Jahren.
Für CDU-Generalsekretär Joachim Zeller ist Bögers Bemerkung eine „diffamierende und anrüchige Verunglimpfung“. Er fordert nicht nur „eine Entschuldigung für diese bewusst zweideutige, ehrabschneidende und krimalisierende Entgleisung“. Darüber hinaus müsse Böger klarstellen, „dass es unverantwortlich war, öffentlich verharmlosende Vergleiche mit Sexualstraftätern zu formulieren“.
Böger verwahrt sich gegen diese Vorwürfe. Die CDU verstehe seine Äußerung bewusst miss. Die strittige Äußerung sei in einem längeren Telefoninterview gefallen, dass der zur Zeit in Sylt urlaubende Böger per Handy in einer Schlange vor einer Supermarktkasse geführt habe. Böger habe lediglich gemeint, es sei erstaunlich, dass Landowsky vor 20 Jahren im damals 15-jährigen Steffel schon ein politisches Talent entdeckt habe.
In einem Brief an den ehemaligen CDU-Fraktionschef und zurückgetretenen Bankvorstand Klaus Landowsky schreibt Böger: „Mir liegt es völlig fern, Ihnen irgendwelche pädophilen Absurditäten unterstellen zu wollen! Diese Interpretation gibt m. E. der Satz, den der Tagesspiegel aus einem Gespräch mit mir zitiert, auch nicht her.“
Vor zwei Wochen war Böger vom ehemaligen CDU-Generalsekretär Ingo Schmitt als „Politnutte“ bezeichnet worden. Drei Tage später musste Schmitt seinen Hut nehmen und wurde durch Joachim Zeller ersetzt. Der CDU-Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf, aus dem Ingo Schmitt stammt, hatte sich gestern ebenfalls in einem Brief an Böger beschwert: „Es gibt im Wahlkampf Grenzen, die bei der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner nicht überschritten werden dürfen.“
ROBIN ALEXANDER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen