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KommentarIn Sichtweite

■ Warum Walschutz schon in der Nordsee beginnt und nicht erst im Nordpazifik

Sie sind mitten unter uns, die Japaner. Und die Norweger, die Russen und die Isländer. Die Walfänger mit ihren schwimmenden Fabriken eben, auf die sich so trefflich mit dem Finger zeigen lässt. Denn sie morden Mink- und Pottwale, sie meucheln Bryde-, Finn- und Zwergwale; zu rein wissenschaftlichen Zwecken natürlich, die merkwürdigerweise ausnahmslos in den Küchen von Gourmet-Res-taurants stattfinden.

Gar trefflich lässt sich da schelten auf den Kongressen der Internationalen Walfang-Kommission, und am lautesten pflegen die Deutschen und andere satte Westeuropäer zu schimpfen, die Delphine ebenso niedlich finden wie Finkenwerder Scholle mit Speckkartoffeln schmackhaft.

Der Massenmord an den Schweinswalen aber findet unbemerkt vor der eigenen Küste statt, nur ein paar Seemeilen vor Sylt und Amrum, in Sichtweite der Ferienhauskolonien am Wattenmeer, in unmittelbarer Nähe der Seglerparadiese in der dänischen Südsee.

Der international verbriefte Schutz der einzigen heimischen Wale fällt durch die Maschen der Netze. Zwar will das niemand. Die Fischer nicht, welche deren Kadaver aus ihren Nylons wi-ckeln müssen, die Verbraucher nicht, die Pfeffermakrele schätzen und Matjes zum saisonal-gastronomischen Kult erheben, die Politiker nicht, die Blauwale zum Welterbe der Menschheit erklären. Aber sie alle nehmen es billigend in Kauf.

Ernsthafter Schutz der vom Aussterben bedrohten Meeressäuger fängt nicht im fernen Nordpazifik an. Er beginnt in der Nordsee. Sven-Michael Veit

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