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: Mehr Jungfrauen!

„Vier Meerjungfrauen“ (Arte, 20.45 Uhr)

Hannelore Hoger, sonst als handfeste Hamburger Kommissarin Bella Block in Aktion, spielt die verwitwete Restaurantbesitzerin Maren Ohmsen, die ihren Chefkoch heiraten will. Erst auf Drängen des Bräutigams informiert sie ihre drei Töchter über die geplante Hochzeit. Die Älteste opponiert denn auch heftig: Muriel (Nina Hoger) verdächtigt den Koch der Erbschleicherei. Regisseur René Heisig bemüht sich in seinem dritten Film, einen Reigen von Partnerschaftsproblemen zu inszenieren.

Allenfalls Meister wie Woody Allen oder Robert Altman haben es bislang verstanden, aus einem derart dialoglastigen Konzept mitreißende „Movies“ zu machen. Im Gourmet-Tempel „Vier Meerjungfrauen“ kommen nun die norddeutschen Genossinnen von „Hannah und ihren Schwestern“ zum Einsatz, die „Eine Hochzeit“ à la Altman feiern könnten. Nur fehlen eben Altmans destruktive Boshaftigkeit und erst recht Allens neurotische Ironie.

Banale Sentenzen wie Muriels Dogma „Wenn man wirklich liebt, wie kann man da in Versuchung geraten?“ sind das Ergebnis. Männer können nicht mit Nachsicht rechnen. Womanizer Richard wird zur Genugtuung aller Zuschauerinnen und Frauenversteher durch einen kostspieligen Lackschaden symbolisch entmannt. In der Generation der Töchter darf allein der „unmännliche“ Mann auf weibliche Zuneigung hoffen. Nur in Mamas Ehe hat noch ein echter Kerl die Hosen an. So will es das Drehbuch von Meike Toelstede. Schade ist es um zwei profilierte Schauspielerinnen wie Hannelore Hoger und ihre Tochter Nina, die nach zehn Jahren erstmals wieder gemeinsam im Fernsehen auftreten. Beider Stärken, die – wie etwa in Egon Monks Mehrteiler „Die Bertinis“ eindrucksvoll zu verfolgen war – in der Charakterdarstellung liegen, werden hier für einen allzu harmlosen Unterhaltungsfilm verschenkt.

Die jüngste Ohmsen-Tochter Merle (Mavie Hörbiger) vergleicht das weibliche Geschlecht mit Meerjungfrauen, die im männlichen Element eigentlich nicht sein könnten. Dieses Bild von der Unvereinbarkeit der Geschlechterrollen und ihrer dennoch möglichen Überwindung passt in seiner Andersen-Melancholie gut zur Rednerin, die Männern mit ebenso viel Interesse wie Skepsis begegnet. Auch bei Andersen ist es schließlich die jüngste Meerjungfrau, die weder mit dem Prinzen leben kann noch ohne ihn. PHILIPP SCHULZ